Foto: Autonomy on Board GmbH
Im April 2022 haben wir bereits über das Investment der bmp Ventures AG in die Autonomy on Board GmbH berichtet. Mit ihrer Software livil ermöglicht das Startup Fahrer:innen ein sicheres und produktives Arbeiten während der Autofahrt. Durch die Softwarelösung können Tools wie E-Mail, Kalender, Instant Messenger und andere Arbeitsmedien via Spracheingabe genutzt werden. Wir haben uns mit CEO Nils Frers zum Interview getroffen, um mehr über das Unternehmen, die Lösung livil und die Pläne des Startups zu erfahren.
Ein Gastbeitrag von unserem Partner Univations.
Hallo Nils – wer steckt hinter der Autonomy on Board GmbH und was macht ihr?
Hinter dem Startup stehen unser Team talentierter Software-Entwickler, mein Co-Founder / CTO Dan de Havilland und ich. Wir haben tiefe Erfahrungen im Automobilbereich sammeln können, sowohl auf Seiten der Hersteller als auch auf Seiten der Zulieferer im Bereich Infotainment. In dieser Zeit haben wir gemerkt, dass es eine große Nachfrage nach sicheren und produktivitätssteigernden Lösungen gibt, die das Arbeiten während dem Autofahren möglich machen. Daher haben wir unser Produkt livil entwickelt und 2020 das Startup gegründet.
Was genau verbirgt sich hinter livil?
livil ist ein universeller Software-Adapter, der verschiedene Produktivitäts-Tools miteinander verbindet und in die Kommunikationsplattformen der Automobilhersteller integriert. Die Nutzer:innen können dann während der Autofahrt per Sprachassistent produktiv und sicher arbeiten. Egal ob Mails oder Kollaborationstools wie Slack oder Teams, Kalenderverwaltung etc. – alles kann genutzt und per Sprache bzw. dem Multimediasystems des Autos bedient werden.
Das klingt sehr interessant – wo genau liegt der USP im Vergleich zur bisherigen Bedienung über Sprachassistenten?
Aktuell sind die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, per Sprache im Auto zu arbeiten, sehr eingeschränkt, und die Interaktion für Fahrer:innen ist oftmals umständlich. livilermöglicht nun einen Zugang auf alle Tools, die Nutzer:innen für Arbeitszwecke verwenden, und konsolidiert diese Tools in einer einfachen Logik, zugeschnitten auf die Anforderungen während der Fahrt. So automatisiert und priorisiert unsere Lösung die Prozesse, da uns die Sicherheit beim Autofahren wichtig ist und Anwender:innen nur mit relevanten Informationen versorgt werden sollen. Marketingmails werden zum Beispiel nicht berücksichtigt. Zudem macht livil Vorschläge, wie bestimmte To-dos erledigt werden können und automatisiert die notwendigen Schritte, sodass viele Aufgaben mit Ja-/Nein-Antworten bedient werden können. Der USP auf technischer Seite ist, dass livil als universelle Schnittstelle von jedem Autohersteller verwendet und an sein Design angepasst werden kann.
Foto: Autonomy on Board GmbH
Als modulare Softwarelösung standardisiert livil diverse Office-Tools, ermöglicht eine einheitliche Nutzung im Fahrzeug und stellt sicher, dass die verschiedenen Tools mit den jeweils im Fahrzeug vorliegenden Infotainment-Systemen kompatibel sind.
Wie weit seid ihr mit eurer Lösung und wann kann man sie verwenden?
Seit unserem Start 2020 haben wir alles aus eigener Kraft und finanziellen Mitteln entwickelt. Wir haben Partnerschaften und Verträge mit vielen namhaften Automobilherstellern und aktuell laufen viele Testphasen. Die Softwareschnittstelle ist fertig entwickelt und wir planen die Verfügbarkeit in der Serie noch in diesem Jahr. Wir erwirtschaften Umsätze und haben den Ford-Award „MakeItDrivable“ gewonnen. Aktuell arbeiten wir an der Verfügbarkeit von livil über die verschiedenen Plattformen (Hersteller-spezifisch oder z.B. AppleCarPlay, Android Auto) und bereiten uns auf das Thema Autonomes Fahren vor.
Im April habt ihr ein Investment von bmp erhalten. Wie kam es dazu und was wollt ihr mit dem Investment erreichen?
Wie gesagt, haben wir bis dahin alles gebootstrappt. Tatsächlich kam die Empfehlung, dass wir mit bmp sprechen sollten, von anderen Startups aus dem Automobilbereich. bmp verfügt über Know-how und ein relevantes Netzwerk in der Automobilbranche. Wir haben uns schnell sehr gut verstanden. Das Investment wollen wir vor allem für den Markteintritt der Serien-Lösung verwenden, unser Team weiter ausbauen und auch die Ansiedlung nach Halle vollziehen.
Richtig – bislang habt ihr zerstreut von Cambridge und Ungarn aus gearbeitet. Wie leicht fällt euch der Umzug nach Halle und wie schätzt du die Region Mitteldeutschland für euer Vorhaben ein?
Die Entscheidung, dass wir unseren Firmensitz nach Halle verlegen und uns auch privat hier niederlassen, ist uns sehr leichtgefallen. Zum einen werden wir durch bmp und Univationsunterstützt. Zum anderen gefallen mir Halle und auch Mitteldeutschland sehr gut. Hier gibt es einen echten Tatendrang und die Direktheit, um Ziele zu erreichen. Man merkt einfach, dass hier aus der unternehmerischen Perspektive viel passiert und erfährt auch viel Sichtbarkeit und Unterstützung. Des Weiteren ist für uns das Dreieck Berlin – Leipzig – Wolfsburg auf Automobilherstellerseite sehr interessant. Die Region beheimatet zudem viele Automobilzulieferer, die ebenfalls für uns wichtig sind. Wir freuen uns schon darauf ein integrierter Teil des Startup-Ökosystems zu werden.
Was ist eure Vision und wie verändert eure Technologie die Art und Weise, wie wir in Zukunft arbeiten werden?
Unsere Lösung steigert die Sicherheit im Verkehr und ich bin davon überzeugt, dass wir in Zukunft durch livil Autofahrten effizienter nutzen können. Die Produktivität während der Fahrt birgt Vorteile insbesondere für Nutzer:innen, die häufig beruflich unterwegs sind und Firmen, die Geschäfts- oder Flottenfahrzeuge einsetzen. livil unterstützt zum Beispiel Mitarbeiter im Außendienst oder im Service dabei, verbunden zu bleiben und administrative Büroarbeit von unterwegs aus zu erledigen. Dadurch entlasten wir die Nutzer:innen und schaffen mehr Freiheiten. In Verbindung mit dem autonomen Fahren werden wir hier weitere Produktivitätssprünge erleben.
Was braucht es, damit eure Vision Wirklichkeit wird?
Wir suchen vor allem Mitarbeiter:innen im Bereich Softwareentwicklung und Vertrieb. Wer sich angesprochen fühlt, soll sich einfach bei mir melden. Für 2023 ist auch die Serie-A-Finanzierung geplant. Wir gehen das Thema langsam an und präsentieren uns auch auf dem Investforum Pitch-Day am 29. September in Halle.
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