Schmerzen vor oder während der Menstruation können viele Ursachen haben, eine der häufigsten davon ist Endometriose. Diese chronische Erkrankung ist trotz ihrer Häufigkeit relativ unbekannt. Umso wichtiger sind eine umfassende Aufklärung, Hilfe beim Umgang mit der Erkrankung und verbesserte Zugänge zu Behandlungsmöglichkeiten. Das alles wird durch die Endo App ermöglicht. Anlässlich des Endometriose-Awareness-Monats März haben wir mit der Geschäftsführerin des Chemnitzer Startups Endo Health Dr. med. Nadine Rohloff über ihre smarte Lösung für den Alltag gesprochen.
Autorin: Leonie Lücke
Die Endometriose in der Gesellschaft
Schätzungen zufolge müssen sich etwa 2 Millionen Frauen allein in Deutschland mit dieser Diagnose auseinandersetzen, welche oft mit einer starken Beeinträchtigung der Lebensqualität einhergeht. Immer noch gelten die Schmerzen innerhalb des weiblichen Zyklus als normal und somit leiden die Patientinnen nicht nur an ihren körperlichen Beschwerden, sondern auch an der fehlenden Akzeptanz bzw. Kenntnis ihrer Mitmenschen.
Problematisch sind dabei unter anderem Gedanken über die Meinung anderer, das „Verstecken-Müssen“ der Erkrankung und leider auch die Mythen, die es rund um das Thema Menstruation bzw. Endometriose gibt. Eine deutsche Studie von 2011 fand bei einer Untersuchung heraus, dass 16,7% der befragten Endometriose-Patientinnen unter einer schweren bis moderaten Depression leiden und 31,4% berichten von einer schweren bis moderaten Angststörung.
Der innere Antrieb
Während ihrer Arbeit als Ärztin in der Frauenklinik der Uni Münster hat Nadine Rohloff mit vielen Endometriose Patientinnen gearbeitet. Dort hat sie hautnah miterlebt, wie belastend Endometriose für jede einzelne sein kann. Und auch wie schwierig die Unterstützung für die Ärzte abseits von Operation und Hormontherapie ist. Meist blieb nach der Entlassung das Gefühl, dass da noch mehr getan werden müsste, um auch im Alltag unterstützen zu können. Und genau deshalb hat die Gründerin der Endo Health GmbH diese innovative App konzipiert. Auf die Frage nach ihrer Intention antwortet sie folgendermaßen:
„Digitale Lösungen können da helfen! Daher möchten wir mit der Endo App allen Frauen mit Endometriose verlässliche Informationen und individuelle Unterstützung in allen Lebenslagen und vor allem im Alltag bieten. Ohne Wartezeit. Ohne Fahrtweg.“
Was kann die App?
Aufbau der Endo App
Das erst 2020 gegründete Startup mit Sitz in Chemnitz hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen mit Endometriose in ihrem Leben zu unterstützen und ihnen dabei ein äußerst innovatives Tool an die Hand zu geben: Die Endo App. Sie hilft, die Krankheit zu verstehen, ihre Symptome zu verfolgen und eine persönliche Therapie zu finden. Dabei setzt die App auf Personalisierung, denn dadurch können die Betroffenen individuell an ihrem Wohlbefinden arbeiten.
Das übergeordnete Ziel des Startups ist die Steigerung der Lebensqualität. Um das zu erreichen, beinhaltet die Endo App ein klassisches Schmerztagebuchelement, eine aktuelle Wissensdatenbank mit Kursen und direkt anwendbare Übungen zur Verbesserung der Lebensqualität. Zusätzliche Ziele des Startups sind langfristig die Verkürzung der Zeit bis zur Diagnosenstellung (welche gut und gerne mal 6 bis 8 Jahre andauern kann) sowie die Reduktion der Dunkelziffer von Betroffenen.
Die eHealth Branche für sich gewinnen
Wer in der eHealth Branche Fuß fassen möchte, sollte genügend Ausdauer und Ehrgeiz mitbringen, das kann Nadine Rohloff, Geschäftsführerin der Endo Health GmbH, bestätigen:
„Das Gesundheitssystem hat seine eigenen Regeln und natürlich eine besondere Verantwortung für die Nutzer:innen – daher nehmen wir Themen wie Datenschutz oder Sicherheit beispielsweise besonders genau.“
Eine Hürde, die in der eHealth Branche von der Endo Health GmbH bereits erklommen wurde, ist die Zertifizierung der App als Medizinprodukt. Doch der nächste Meilenstein lässt nicht lange auf sich warten: In diesem Jahr steht auf ihrer Agenda noch die Zertifizierung als DiGA. Denn dadurch könnte die Endo App bald von Ärzt:innen verschrieben werden, um die Behandlung zu begleiten und zu optimieren.
Doch Schwierigkeiten sind dafür da vereinfacht zu werden. In der Region Mitteldeutschland wird einem Startup auf vielen Wegen, zum Beispiel durch verschiedene Förderprogramme, geholfen. So gelang es der Endo App schon beim Markteintritt für ihre Innovation durch das Förderprogramm MEP des sächsischen Wirtschaftsministeriums ausgezeichnet zu werden:
„Wir sind sehr dankbar, für die Unterstützung, die wir bereits vom Land Sachsen und auch vor Ort in Chemnitz bekommen haben. Die Förderprogramme der Sächsischen Aufbaubank belohnen Innovation und soziales Engagement. Auch über die Unterstützung durch die Endometriose-Community und den produktiven Austausch mit der Endometriose-Vereinigung in Sachsen freuen wir uns sehr!”
Sobald es Neuigkeiten bei der DiGA-Zertifizierung gibt, erfährst du hier als erstes davon!
Dieses Chemnitzer Startup war zudem Teil der 13. Klasse des SpinLab – HHL Accelerator – Programms. Du möchtest wissen, welche Startups noch am Start waren? Dann schau hiernach.