Die WTA Unisol GmbH ist kein klassisches Startup – und doch ist das Gothaer Unternehmen mit seinen stetigen Innovationen im Bereich der Filtrationstechnologie ein perfektes Beispiel dafür, dass globale Fusionierungen, ähnlich wie Neugründungen, auch bestehenden Unternehmen die entscheidenden Impulse und Aufschwung geben können. Um mehr über das Unternehmen und das Konzept zu erfahren, haben wir Carsten Bachert, den Geschäftsführer der WTA UNISOL GmbH in Gotha, interviewt.
Seit wann gibt es die WTA UNISOL GmbH?
Die offizielle Geburtsstunde des Unternehmens der WTA UNISOL GmbH schlug im Juli 2022, als wir, vorher noch unter dem Namen "WTA Technologies GmbH" mit der "UNISOL Membrane Technology" aus China fusioniert haben. Das ursprüngliche Unternehmen wurde bereits im Sommer 2017 gegründet. Die Unternehmenszentrale in Gotha dient nun als Hauptsitz für unsere weltweiten Aktivitäten.
Was darf ich mir unter "Filtrationslösungen" vorstellen?
Wir sind auf Filtrationslösungen für sauberes und sicheres Wasser spezialisiert. Unsere Mission ist es, unsere unverzichtbare Ressource Wasser für zukünftige Generationen zu bewahren. Daher konzentrieren sich all unsere Innovationen, Produkte und Dienstleistungen darauf, Verantwortung und Umweltschutz in den Mittelpunkt zu stellen und unseren Kund:innen langlebige Filterlösungen mit an die Hand zu geben, etwa durch Ultrafiltrationen.
Wie funktioniert die "Ultrafiltration" genau?
Die Ultrafiltration ist eine Art der Filtration, die dazu verwendet wird, kleine Partikel und Moleküle aus einer Flüssigkeit zu entfernen – ähnlich wie ein feines Sieb, das nur die kleinen Teilchen durchlässt und größere Teilchen zurückhält. Angenommen, es gibt eine schmutzige Wassermischung mit Bakterien, die gereinigt werden soll. Das sogenannte "Ultrafiltrationssystem" besteht aus einer speziellen Filtermembran, die so feinporig ist, dass sie nur die kleinen Schmutzpartikel und Bakterien durchlässt, und dabei größere Wasserpartikel und Verunreinigungen zurückhält. Das Ergebnis ist sauberes Wasser auf der einen Seite der Membran, das frei von den winzigen Verunreinigungen ist, während die Verunreinigungen auf der anderen Seite der Membran gesammelt werden.
In welchen Bereichen wird die Ultrafiltration eingesetzt?
Ultrafiltration wird häufig in der Wasseraufbereitung eingesetzt, um Wasser von Schmutz, Bakterien und Viren zu reinigen. Es wird auch in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie verwendet, um Flüssigkeiten wie Saft, Milch oder Wein zu klären und von unerwünschten Partikeln zu befreien. Wir tragen außerdem dazu bei, nachhaltige Lösungen für diverse Industriezweige im Bereich Wasser und Abwasser anzubieten. Unsere Membranlösungen finden Anwendung in der Wasseraufbereitung, in industriellen und kommunalen Abwasserbehandlung, Pharma- & Biotech-, Automobil- und Metallindustrie, oder in der Lebensmittelindustrie. Vor allem vegane Filtrationstechnologien in der Food & Beverage-Industrie werden immer wichtiger, insbesondere im Bereich der pflanzlichen Milchalternativen.
Wie viele Menschen arbeiten aktuell in Gotha und was hat euch zu diesem Standort inspiriert?
Wir sind stolz darauf, dass unser aktuelles Team aus 30 Mitarbeiter:innen besteht. Gemeinsam mit unseren Partnerunternehmen können wir unseren Kund:innen so eine umfassende Betreuung vom anfänglichen Konzept bis zur abschließenden Projektnachsorge anbieten.
Unser Standort in Gotha wurde maßgeblich von meinen persönlichen Wurzeln und von meinem Mitgründer, Ralf Gülland, beeinflusst. Wir stammen beide aus der Region rund um Gotha in Thüringen. Zudem war Thüringen zu unserem Gründungszeitpunkt besonders aktiv im Bereich der Umwelttechnologien tätig und bot uns hilfreiche Unterstützung für neue Unternehmen in diesem Sektor. So wurden wir vom Land Thüringen dabei unterstützt, in Gotha einen geeigneten Produktionsstandort aufzubauen. Unsere Filtrationsmodule werden hier sowohl entwickelt, gefertigt und weltweit im Vertrieb angeboten. Weitere Produktionsstandorte sind in USA, China und Indien.
Was sind die Besonderheiten der Filtrationsbranche?
Die Filtrationsbranche ist sehr vielfältig und die Besonderheiten können je nach Anwendungsbereich und geografischem Standort variieren. Sie muss jedoch immer hohe Qualitätsstandards erfüllen, vor allem in den Bereichen wie Lebensmittel, Pharmazie und Biotechnologie. Die Produkte und Prozesse müssen den Anforderungen von Zertifizierungsstellen und Gesundheitsbehörden entsprechen.
In vielen Ländern und Regionen unterliegt die Filtrationsbranche außerdem strengen gesetzlichen Vorschriften und Umweltauflagen. Dies betrifft vor allem Unternehmen, die mit der Filtration von Abwasser oder Schadstoffen umgehen. Die Einhaltung dieser Vorschriften erfordert oft teure Ausrüstungen und Prozesse.
Alles in allem ist die Filtrationsbranche jedoch ständig im Wandel und von technologischen Fortschritten durchzogen. Neue Filtermaterialien, -technologien und -verfahren ermöglichen es Unternehmen, immer effizientere und kostengünstigere Lösungen anzubieten. Die Filtrationsbranche ist deshalb auch sehr wettbewerbsintensiv, da viele Unternehmen um Marktanteile konkurrieren. Dazu kommen noch das steigende Umweltbewusstsein und die wachsende Sorge um die Nachhaltigkeit. Da werden umweltfreundliche Filtrationslösungen immer wichtiger.
Was ist die neuste Innovation, die aus Gotha stammt?
Das waren die sogenannten "Single Sheet Replacements". Das bedeutet, dass einzelne Teile, also "Single Sheets" einer Filtermembran repariert werden können, anstatt gesamte Module zu ersetzen. Das ermöglicht Unternehmen erhebliche Kosteneinsparungen und die Minimierung von Ausfallzeiten, die für zahlreiche Industrieprozesse von entscheidender Bedeutung sind. Außerdem verlängert diese Innovation die Lebensdauer der Module erheblich und reduziert den Abfall. Der Austausch einzelner Sheets erlaubt den Unternehmen, Membranmodule nach Bedarf anzupassen und zu optimieren.
Welche Innovationen sind für die Zukunft geplant?
Neben der eigenen Produktentwicklung arbeiten wir mit wissenschaftlichen Einrichtungen und Forschungsinstituten sowie anderen Marktbeteiligten daran, Filtrationsprozesse nachhaltiger zu gestalten – zum Beispiel durch Einsparung von Energie. Dazu treiben wir die Entwicklung neuer Verfahren aktiv voran. Ein Beispiel ist der Einsatz von recyceltem Wassern in Landwirtschaft, um dem Wassermangel aufgrund von Trockenheit bzw. weniger Niederschlag bedingt durch den Klimawandel entgegenwirken zu können.
Was würdet ihr frisch Gründenden mit auf den Weg geben?
Vor der Gründung sollte eine Geschäftsidee zu validiert werden, also sichergestellt werden, dass es tatsächlich eine Nachfrage nach dem geplanten Produkt oder der Dienstleistung gibt. Das ist etwa durch Marktforschung und die Ansprache potenzieller Kunden möglich. Auch rechtliche und steuerliche Angelegenheiten sollten vorher geklärt werden – Die Investition in Ihre eigene Weiterbildung in den Bereichen Unternehmensführung und Finanzen lohnt sich!
Zudem sind eine klare Marketingstrategie und auch die Identifizierung potenzieller Risiken nötig, damit für alle Eventualitäten ein flexbler "Notfallplan" bereitsteht. Dazu ist Networking das A&O. Ein starkes berufliches Netzwerk kann wertvolle Ressourcen, Unterstützung und Geschäftsmöglichkeiten bieten und der Austausch kann helfen, die eigene Lage aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.
Zuletzt sind noch Geduld und Ausdauer gefragt. Die Gründung eines Unternehmens ist zweifellos herausfordernd, und der Erfolg kommt oft nicht über Nacht. Behaltet eure Motivation bei, auch wenn es Rückschläge gibt.
Vielen Dank für das spannende Interview und weiterhin viel Erfolg!