Anzeige - dies ist ein bezahlter Beitrag unseres Partners ThEx Thüringen - Thüringer Zentrum für Existenzgründungen und Unternehmertum
Als Felix Drechsel nach seinem Abitur von einem Praktikum aus Finnland zurückkommt, ist er nicht nur reicher an Erfahrungen rund um Wärmepumpeninstallationen. Er hat auch eine Idee im Gepäck. „Warum nicht das warme Abwasser nutzen, das sonst ungenutzt bleibt, um damit Wärme zu gewinnen?“, denkt er sich. Was er zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: Diese Idee sollte später zum Herzstück seines Unternehmens revincus werden.
Nach seinem Praktikum beginnt der heute 26-Jährige sein Bauingenieurswesen-Studium an der Bauhaus-Universität in Weimar. Die Idee lässt ihn auch dort nicht los. In seinem Studienkumpel Jeremias Polster findet er einen Gleichgesinnten, der seine Begeisterung für innovative Technologien teilt. Beide sind bereit, ein Stück Neuland zu betreten.
Prototyp überzeugt die Investoren
Ein Stück Neuland: Genau das ist das Thema Energiegewinnung aus Abwasserwärme im Jahr 2017 noch. Gemeinsam beginnen die beiden an einem Prototyp zu tüfteln - einem Wärmetauscher, der die effiziente Rückgewinnung von Wärme aus Grauwasser, also Wasser, das zum Duschen oder Abwaschen verwendet wurde, ermöglicht. Das Potenzial, besonders vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit und CO2-Reduktion, ist groß.
Die beiden Studenten machen Nägel mit Köpfen. Sie melden ihre Entwicklung zum Patent an und aus der Idee entsteht eine GmbH - ausgerechnet als die COVID-19-Pandemie Deutschland in Atem hält. „Wir brauchten Investoren. Ein Produkt bis ins Endstadium zu entwickeln, bekommt man finanziell als Gründer allein nicht gestemmt“, sagt Felix rückblickend. Ihr Antrieb und die Überzeugung von ihrer Idee halten die beiden Gründer weiter auf Kurs. Mit Erfolg: Im Dezember 2021 unterschreiben die Sparkasse Jena-Saale-Holzland, die Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft Thüringen sowie die bmt den Vertrag als Investoren der neugegründeten revincus GmbH.
144 Wohneinheiten: Wärme aus dem Duschabfluss
In Stadtroda geht das erste Pilotprojekt an den Start, mitfinanziert durch die finanzielle Unterstützung des Umweltministeriums Thüringen. Dort kommt erstmalig die zweite Entwicklung zum Einsatz: eine sogenannte Abwasserweiche, die Grauwasser von fäkalienhaltigem Schwarzwasser trennt. Nur ersteres kann für die Wärmerückgewinnung genutzt werden. Mit der Abwasserweiche können auch Bestandgebäude mit dem Wärmetauscher nachgerüstet werden, der im ersten Entwicklungsschritt nur für Neubauten mit mindestens 20 Haushalten geeignet war. Durch einen Sender im Spülkasten der Toilette wird für den Moment der Spülung auf Schwarzwasser umgestellt. So wird sichergestellt, dass wirklich nur das Grauwasser zur Wärmerückgewinnung in den Wärmetauscher geleitet wird. Insgesamt 144 Wohneinheiten stattet revincus mit der Technologie aus. Die 260 Bewohner:innen nutzen die rückgewonnene Energie, in diesem Fall bis zu 2000 Kilowattstunden pro Woche, dazu, ihr Trinkwasser vorzuwärmen.
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Wärmetauscher
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Anlage in Stadtroda
Neue Innovationen in der Pipeline
Mit dem Beweis in der Tasche, dass ihr Technologie funktioniert, ist revincus jetzt auf der Suche nach weiteren Kunden. Insbesondere die langwierigen Entscheidungsprozesse in der Baubranche und die Skepsis bei Energieversorgern sieht Felix Drechsel, der derzeit kurz für Beendigung seines Studiums steht, als Herausforderung. „Die Energieversorger setzen häufig nur auf Fernwärme. Wenn diese aber in Zukunft zu 65 Prozent aus erneuerbaren Energien gewonnen werden soll, dann haben sie angesichts der aktuellen Situation noch viel vor“, erklärt Felix. Statt zu zentralisieren, sieht er eine Lösung darin, die Energie direkt dort zu nutzen, wo sie auch anfällt – beispielsweise durch die Technologie von revincus. Auch aus der rein wirtschaftlichen Perspektive stellt die Abwasserwärmerückgewinnung eine lukrative Alternative dar. „Ich wünsche mir dort ein Umdenken bei Versorgern und Bauwirtschaft“, so der 26-Jährige.
Um weiter Pluspunkte für ihr System der Abwasserwärmerückgewinnung zu sammeln, treibt das Startup seine Entwicklungen mit unermüdlichem Innovationsdrang voran. Aktuell entwickeln sie eine Künstlichen Intelligenz, die autonom zwischen Grau- und Schwarzwasser unterscheidet. Derzeitige Trefferquote: fast 100 Prozent! Ihr Einsatz gestaltet die Trennung der Abwässer wesentlich autonomer – ganz ohne Eingriffe in den privaten Wohnraum.
Startup-Standort Thüringen
Ihre Vision voranzubringen, ist die oberste Priorität des zehnköpfigen Teams aus Weimar. Dabei profitiert revincus von verschiedenen Förderprogrammen in Thüringen wie dem Digitalbonus, dem Innovationsgutschein C und Thüringen-Invest. Durch die Richtlinie FTI-Thüringen PERSONEN unterstützte der Freistaat das Startup finanziell bei der Einstellung von qualifiziertem Personal. Auch die Zusammenarbeit mit der Bauhaus Universität sowie anderen thüringischen Institutionen half den Gründern, ihre Idee Schritt für Schritt in die Tat umzusetzen. „Was man in Thüringen an Unterstützung geboten bekommt, macht die Region echt zu einem guten Standort für Startups“, schätzt Felix ein.
Das Thüringer Zentrum für Existenzgründung und Unternehmertum (ThEx) spielt dabei ebenfalls eine Rolle. Die Gründer partizipierten im TRIP-Programm der Stiftung für Technologie, Innovation und Forschung Thüringen. Mit seiner Expertise im Bereich 3D-Druck unterstützte ThEx Wirtschaft 4.0 sie außerdem bei der Auswahl eines industriellen 3D-Druckers, den das Team für die serielle Herstellung der Abwasserweiche benötigte. Der erste Platz in der Kategorie DURCHSTARTEN beim ThEx Awards 2023 unterstreicht das Potenzial von revincus. Und es motiviert das Team um Felix Drechsel und Jeremias Polster auch in Zukunft, immer wieder ein Stück Neuland zu betreten.