Foto: Tommy Halfter
Das Gründerteam des Startup WAKURobotics aus Dresden: Alexander Bresk (CIO), Sander Nijssen (CEO), Leo Käßner (CPO), Florian Purchess (CTO) und Victor Splittgerber.
Für das Team des Tech-Startups WAKU Robotics aus Dresden läuft es gerade gut. Vor kurzem erst haben sie eine Million Euro Risikokapital eingesammelt und trotz Krise generiert das junge Startup schon Umsatz. Das Team rund um Mitgründer Victor Splittgerber macht Kleinen und Mittelständischen Unternehmen den Einstieg in das Feld der Robotik leichter. Mit Lots of Bots hat WAKU Robotics die erste und größte Vergleichsplattform für mobile Roboter geschaffen und beantwortet die wichtigsten Fragen für Unternehmen, die mit Robotern arbeiten wollen.
Roboter als Helfer im Alltag und in der Industrie
Die kleinen Putz- und Rasenmäher-Roboter für den Haushalt kennt mittlerweile fast jeder. Im Prinzip arbeiten Victor Splittgerber und sein Team von WAKU Robotics mit solchen Robotern, nur eben im industriellen Maßstab. Putzen tun diese oft auch, aber statt Rasen zu mähen, transportieren diese Roboter z. B. Paletten. Mithilfe derselben Technologie wie sie heutzutage auch für die Forschung zum autonomen Fahren angewendet wird, kommen Reinigungs- oder Transportroboter beispielsweise in der Produktionsindustrie zum Einsatz.
In geschlossenen Räumen klappt das autonome Fahren schon recht gut, das liegt vor allem daran, dass weder Regen noch Schnee oder Nebel für erschwerte Bedingungen sorgen und es immer hell ist. Außerdem verändert sich die Umgebung in der Regel nicht. Der entscheidende Vorteil bei der Anwendung von mobilen Robotern in dieser Branche ist, dass monotone und körperlich anstrengende Arbeit nicht länger von Menschen ausgeführt werden muss.
WAKU Robotics liefert den weltweit ersten digitalen Marktplatz für die Planung und den Einsatz autonomer Roboter
Quelle: WAKU Robotics
Mithilfe von Lots of Bots können Unternehmen sich einen Überblick über verschiedene mobile Roboter verschaffen und diese schließlich über das Portal mieten oder auch kaufen.
Große Konzerne haben diesen Vorteil längst für sich entdeckt, aber besonders für den Mittelstand ist der Einstieg in diese Branche noch mühsam. Das liegt in erster Linie daran, dass sich eine hohe Intransparenz um die technologischen Möglichkeiten rund um den Einsatz von mobilen Robotern rankt. Die Fülle an Aufgaben, die solche Roboter übernehmen können, ist riesig und somit für Laien kaum zu durchblicken. Unternehmen müssen sich bei der Entscheidung Roboter einzubinden immer wieder dieselben Fragen stellen: Ist das technisch möglich? Lohnt sich das und wenn ja, welche Anbieter gibt es? Hinzu kommt die Problematik, dass es zuvor keine Möglichkeiten gab, die Systeme zu testen, um herauszufinden, welcher Roboter für die eigenen Zwecke geeignet ist.
Auf diese Problematik ist Victor Splittgerber in seiner Zeit bei Zalando als Leiter der Warenhaus- und Logistikinnovation aufmerksam geworden. Dort hat er mehrere Projekte in diesem Feld umgesetzt und sich so Expertise angeeignet. Seine Faszination für Roboter hat er aber noch früher entdeckt, schon in seinem Maschinenbau-Studium an der Technischen Universität in Dresden.
„Roboter sind cool! Es muss extrem viel zusammen passen, um solche Geräte zum Laufen zu bringen. Man braucht gute Sensoren, gute Software und gute Hardware. Das Feld der Robotik ist hochgradig interdisziplinär und dass so viele Komponenten zusammen spielen müssen, ist das faszinierende an Robotern. Außerdem arbeitet man in dieser Branche immer mit dem Neusten, das es gerade gibt“, erzählt uns Victor im Interview.
WAKU Robotics hat eine Software entwickelt, die Logistik- und Produktionsunternehmen bei der Planung für den optimalen Einsatz von autonomen Transport- und Lagerrobotern hilft. Das Unternehmen berechnet das Einsparpotenzial für seine KundInnen und betreibt gleichzeitig den weltweit ersten digitalen Marktplatz, auf dem Unternehmen Roboter kaufen und mieten können: Lots of Bots hat mittlerweile über 120 Systeme gelistet. Bei Bedarf hilft das Team seinen KundInnen auch vor Ort, Anwendungsfälle zu finden sowie Pilot- und Produktionsanwendungen umzusetzen.
Quelle: WAKU Robotics
Das richtige Team zu finden, ist wie heiraten
Bald feiert das WAKU Robotics Team Jahrestag, gestartet sind Victor und seine Mitgründer letztes Jahr Ende September. Nach nicht mal einem Jahr hat das Startup auch schon die erste große Finanzierungsrunde abgeschlossen. Anfang des Monats berichteten wir über die Beteiligung des TGFS, Plug and Play und Ex Vattenfall-CEO Hans-Jürgen Cramer in Millionen Höhe. Victor und sein Team sind allerdings auch keine blutigen Anfänger in der Startup-Szene. Direkt nach dem Studium gründete Victor das Startup Green City Solutions. Wenn er heute an diese Zeit zurückdenkt, dann ist er sehr dankbar für die Erfahrungen, die er dabei gemacht hat. Er habe viel gelernt, Wissen, dass er in seinem neuen Startup jetzt gut gebrauchen kann, erzählt er uns.
Einen seiner heutigen Mitgründer, Alexander Bresk, lernte er schon zu seiner Zeit in der Gründerschmiede der HTW Dresden kennen, auch er hatte damals nach dem Studium sein erstes Startup gestartet. Das richtige Gründerteam zu finden sei wie eine Hochzeit, findet Victor. Man müsse Menschen finden, mit denen man sehr lange gemeinsame Sache machen kann, die Interesse und die nötigen Skills mit in die Beziehung einbringen und auch genügend Zeit. Für ihn und sein Team hat zum Glück alles gepasst.
Warum sich der Gründer von Lea-Sophie Cramer inspirieren lässt
Gerne hätte Victor aber auch mehr Frauen in seinem Team gehabt, über die Problematik der niedrigen Frauenrate im Technologie und Startup Bereich im Vergleich zu anderen Ländern ist sich der Vater einer kleinen Tochter bewusst. Uns verrät er im Gespräch, dass er sich in dieser Hinsicht von der Amorelie Gründerin Lea-Sophie Cramer inspirieren lässt, deren Vater Hans-Jürgen Cramer mit in sein Startup WAKU Robotics investiert hat. Ein Ansatz um diese Problematik aus der Welt zu räumen, sei seiner Meinung nach konservative Gender-Rollen schon in der Erziehung zu überwinden.
Nichtsdestotrotz hat sich ein starkes Team zusammen gefunden. Insgesamt sieben Leute arbeiten jetzt am nächsten Meilenstein des Startups aus Dresden: Den Marktplatz für Roboter weiter auszubauen um den KundInnen weiterhin optimal auf ihrem Weg zur Integration automatisierter Prozesse zu unterstützen. Und mit dem letzten Investment von einer Million Euro kann das Team jetzt erstmal durchstarten.
Vom Startup in den Konzern und wieder zurück
Eine besonders wertvolle Erfahrung die Victor gemacht hat ist, dass er zum einen schon ein Startup gegründet hat, zum anderen war er aber auch Teil von Deutschlands wohl erfolgreichstem E-Commerce Startup: Zalando. Das Unternehmen ist längst zu groß um es noch als Startup zu definieren, dennoch hatte Victor das Gefühl, dass sich Zalando viel von seiner Startup Kultur beibehalten hat.
„Dort habe ich miterleben können, wie es laufen kann, wenn ein Unternehmen erfolgreich wächst. Am meisten beeindruckt hat mich bei Zalando die Unternehmenskultur, die auf Lernen und offenem Feedback basiert. Das sind wichtige Erfahrungen, die ich für mein eigenes Unternehmen mitnehmen kann.“
Aber auch die Gründung von Green City Solutions hat ihn nachhaltig geprägt. Die Zeit dort sei anstrengend gewesen, und als junges Unternehmen gehen auch mal einige Sachen schief, erinnert er sich. Die Entscheidung ein großes Unternehmen und eine sichere Stelle zu verlassen, sei ihm dennoch nicht allzu schwergefallen, denn schon bei seinem Ausstieg aus dem ersten Startup stand für Victor fest, dass er noch ein neues Unternehmen gründen wollen würde.
Dresden als neues Robot Valley?
Gemeinsam mit der Leidenschaft für Roboter hat er in Dresden nun also auch einen fast perfekten Standort für WAKU Robotics gefunden. Zuletzt hatte Wirtschaft Markt die sächsische Landeshauptstadt zum angehenden Robot Valley erklärt. Das kann der ehemalige Dresdener Student gut nachvollziehen. Er ist überzeugt, dass Dresden in diesem Bereich in Zukunft stark wachsen wird, auch wenn noch viel passieren müsse:
„Wir sind damals mit Green City Solutions nach Berlin umgezogen, vor allem wegen der schlechten Verkehrsanbindung. Daran hat sich leider noch nicht so viel geändert. Dresden ist aber nach wie vor eine schöne Stadt mit guter Infrastruktur der Universitäten und vielen talentierten Leuten. Wir sind sehr froh wieder hier zu sein.“, so Victor.
Wir bleiben dran und hören sicher in Zukunft mehr aus dem Robotik-Hotspot Dresden und von den Jungs von WAKU Robotics.