In Zeiten der Unsicherheit ist die Gründung eines eigenen Unternehmens ein Wagnis, dem viele zögern, sich zu stellen. Arbeitnehmende haben in der Regel ein geregeltes Einkommen und Sicherheit, aber es fehlt ihnen oft an Flexibilität, Kreativität und der Möglichkeit, eigene Ideen umzusetzen. Nebenberuflich zu gründen erlaubt den Sprung in die Selbstständigkeit, ohne das Risiko eines kompletten beruflichen Neustarts einzugehen. Ein sicherer Anker auf dem Weg zu Erfolg oder doch eine waghalsige Idee? Das Dresdner Startup workhut zeigt, wie es gehen kann.
Viele Menschen träumen davon, ihr eigener Chef zu sein und ihr eigenes Unternehmen zu gründen. Doch der Schritt in die Selbstständigkeit ist oft mit einem hohen Risiko verbunden, insbesondere wenn man seinen bisherigen Beruf komplett aufgeben muss, um sich vollends auf die Gründung zu konzentrieren. Julius Schellmann, Lasse Grimm und Ronny Krönert haben sich nebenberuflich selbstständig gemacht, um ihre Ideen zu verwirklichen. Im Oktober 2021 gründen sie workhut, ein Startup, das transportable Arbeitsräume entwickelt, die sich kostengünstig bewegen und unkompliziert aufstellen lassen. Die Idee für die mobilen Büros war ein Ergebnis des ersten Corona-Lockdowns.
"Am Anfang stand der Wunsch nach dem eigenen Raum, um im ersten Lockdown-Trubel vernünftig arbeiten zu können. Gleichzeitig wurde uns früh klar, dass aus den neuen Freiheiten der Arbeitswelt völlig neue Geschäftsmodelle entstehen können. So haben wir angefangen, den Prototypen des workhut zu bauen. Dabei haben wir uns von tiny houses und schlichtem skandinavischen Design inspirieren lassen." - Julius Schellmann, Co-Founder von workhut.
Damals arbeiteten viele Menschen von zu Hause aus, mit dem Wunsch eines eigenen und ungestörten Arbeitsplatzes. Drei Jahre später stellen sie mit ihren workhuts Unternehmen kostengünstige und flexible Arbeitsräume zur Verfügung, die auf Messen ausstellen oder viele Mitarbeitende im Außendienst haben. Hier sparen Unternehmen Kosten, indem sie Flächen bedarfsweise anmieten und statische Räume reduzieren können. Denn sowohl Transport als auch Aufstellung sind denkbar einfach und genehmigungsfrei.
"Auf Messen und Events ersetzt das workhut Stände, Container, Zelte oder Pavillons. Das spart Kosten, Material und Aufbauzeit. Außerdem kann es als Rückzugsort auf Baustellen oder für Kundentermine eingesetzt werden. Hier lassen sich Fahrtwege reduzieren. Oder man erschließt mit dem mobilen Büro inspirierende Arbeitsorte. Am Ende bestimmen aber die Kunden, wie, wo und wie lange sie das workhut einsetzen möchten."
Ein vollwertiger Arbeitsplatz auf sechs Quadratmetern bietet Platz für ein bis drei Personen. An Bord befinden sich Internet, eine Freisprechbox und eine Klimaanlage. Das, was von außen benötigt wird, sind Sanitäranlagen und Strom.
© norrdesk GbR
Innenansicht des workhut-Arbeitsraums
Interieur eines workhut-Arbeitsraums: moderner, kompakter und heller Arbeitsplatz für ein bis drei Personen, ausgestattet mit Internet, Freisprechbox und Klimaanlage.
Doppelbelastung als Chance: Nebenberuflich zum Unternehmenserfolg
Die Gründer von workhut führen das Unternehmen nebenberuflich. Das Unternehmen muss deshalb sehr schlank sein, um sich dem Leben mit Job und Familie anpassen zu können. Das unterscheidet das Startup von anderen Unternehmen.
Die begrenzte Zeit zwingt das Trio, den Blick auf das Wesentliche im Geschäftsalltag zu lenken. Gleichzeitig lassen sich ohne existenziellen Druck viele Dinge gelassener und überlegter angehen. Statt langfristig zu planen, passen sich die Drei der Geschäftsentwicklung an. Derzeit planen sie eine Kleinserie von fünf bis zehn workhuts.
Die drei Gründer können weiterhin ihrem regulären Job nachgehen und somit ein sicheres Einkommen erwirtschaften. Julius hilft in seinem Job sächsischen Unternehmen, die ihr Geschäft auf internationale Märkte ausweiten möchten. In der gleichen Funktion ist auch Mitgründer Ronny tätig. Zuvor war er bereits an zwei Unternehmensgründungen beteiligt. Lasse besitzt als jüngstes Gründermitglied ebenso Gründungserfahrung. Er studiert nebenbei Produkt- und Industriedesign und fand über eine Kooperation mit der HTW Dresden zu workhut. Ohne das Risiko eines kompletten beruflichen Neustarts eingehen zu müssen, kann das Gründer-Trio seine Ideen und Visionen in die Tat umsetzen und die Geschäftsidee in einem sicheren Umfeld testen.
Das Ganze hat aber auch seine Grenzen. Wer nebenberuflich gründet, hat nur begrenzt Zeit und Ressourcen, um das Unternehmen schnell und effektiv zu skalieren. Um sich vor Überlastung zu schützen, braucht es eine strukturierte und realistische Aufteilung der Zeit zwischen Vollzeit und dem eigenen Unternehmen. Die nebenberufliche Gründung eines Unternehmens kann zwar finanzielle Risiken reduzieren, birgt jedoch auch das Risiko finanzieller Belastungen, wenn sich in den frühen Phasen des Unternehmens kein Einkommen generieren lässt. Bisher hat sich workhut ausschließlich durch Eigenkapital, Fördermittel und Preisgelder finanziert. Momentan ist die Suche nach geeigneten Business Angels aus der Immobilien- und Fahrzeugbranche für workhut ein wichtiger Schritt in der weiteren Entwicklung des Unternehmens.
Arbeiten und Gründen im Gleichschritt
Nebenberufliche Gründungen sind eine zunehmend populäre Option für Menschen, die ihre unternehmerischen Träume verwirklichen wollen, ohne ihren bisherigen Beruf aufzugeben. Diese Art der Gründung erfordert jedoch eine klare Vision, ein hohes Maß an Organisation und eine hohe Frustrationstoleranz. Gründerinnen und Gründer müssen in der Lage sein, Prioritäten zu setzen und den Fokus auf die wichtigsten Aspekte ihres Geschäfts zu legen.
Für die Zukunft sieht das Dresdner Startup weiterhin Wachstumspotenzial. Durch die zunehmende Flexibilität und Mobilität in der Arbeitswelt ist der Bedarf an transportablen und einfach zu installierenden Arbeitsräumen größer denn je. Sollte workhut erfolgreich Investor:innen gewinnen und weitere workhuts produzieren, können sie ihr Angebot für Unternehmen ausbauen und sich als feste Größe in der Branche etablieren.
Letztlich demonstriert workhut, dass der Weg zur Selbstständigkeit auch nebenberuflich beschritten werden kann. Mit einer klaren Vision, Organisationstalent und dem nötigen Durchhaltevermögen können Unternehmensgründer ihre Träume verwirklichen, ohne dabei ihre finanzielle Sicherheit zu gefährden.