Der schwedische VC Creandum hat in Zusammenarbeit mit der Slush, die dieses Jahr wieder im November in Helsinki stattfindet, eine großangelegte Studie* um die Frage: „Was verdienen Gründerinnen und Gründer in Europa?“ durchgeführt.
So viel zahlen sich Gründende in verschiedenen Startup-Phasen aus
Gründer:innengehälter steigen mit den Finanzierungsrunden. Im Schnitt verdienen Gründer:innen von Series-B Startups in Europa knapp unter 150.000 Euro, in der Series-A zahlten sich Founder 2023 im Schnitt 115.000 Euro brutto pro Jahr, im Seed- und Preseed-Bereich unter dem sechsstelligen Bereich, etwa zwischen 50.000 und 75.000 Euro. Das durchschnittliche Preseed-Gehalt ist im Vergleich zur Vorgängerstudie um zwei Prozent gestiegen.
Geringerer Nettolohn aufgrund der Inflation
Die Ergebnisse waren hinsichtlich der Inflation, die sich im Zuge des Ukraine-Kriegs deutlich gezeigt hat, eher ernüchternd: Denn Gründerinnen und Gründer zahlen sich genau so viel wie im Vorjahr auch. Im Report heißt es dazu:
"Viele Gründer:innen würden wahrscheinlich argumentieren, dass bei der in ganz Europa herrschenden Inflation keine Gehaltserhöhung mit einem Nettoverlust gleichzusetzen ist."
Trübes Investment-Klima
Diese schlechten Nachrichten sind angesichts des allgemeinen, eher miesepetrigen Investitionsklimas, jedoch nicht überraschend. Es scheint, als würden Gründer:innen ebenfalls lieber das Geld zusammenhalten und die Ausgaben gering halten, um so auch Investor:innen zu symbolisieren, dass ihr Startup eine sichere Investionsquelle ist.
Creandum fragt auch sogenannte “bootstrapped”-Gründer:innen, die ohne Investor:innen auskommen. Insgesamt liegt das Gehalt von bootstrappenden Gründern deutlich unter dem der Gründenden mit Wagniskapital-Unterstützung und rangiert bei etwa 45.000 Euro. Es ist allerdings im Vergleich zum Vorjahr um vier Prozent gestiegen.Auffallend ist auch, dass es die Bootstrapper, sind die sich nach wie vor Boni zahlen, auch trotz Inflation – und zwar fast nur diese, wie die Creandum-Studie zeigt. Im Bericht heißt es:
„Wir sehen eine klare Kluft zwischen der Vergütung von Bootstrapped- und Venture-Gründern in Bezug auf den Bonusmechanismus. Während Boni in Bootstrapped-Unternehmen zumindest in der Anfangsphase durchaus üblich sind, ändert sich dies, sobald institutionelles Kapital zugeführt wird, um effizient und nachhaltig auf einem beschleunigten Wachstumspfad zu wachsen.“
In diesen europäischen Ländern verdienen Gründer:innen am meisten
Gründer:innen und Gründer verdienen in der UK durchschnittlich am meisten. Auf dem zweiten Platz des Europavergleichs folgt Deutschland mit Österreich und der Schweiz, den dritten Platz macht Frankreich. Ganz hinten landet das Baltikum. Der Unterschied ist hier enorm: Während sich UK-Gründer:innen über alle Fuinding-Stages und Unternehmensgrößen hinweg gerechnet im Schnitt fast 100.000 Euro auszahlen, liegt das Durchschnittsgehalt in den baltischen Staaten bei gerade mal einem Drittel dessen, mit 30.000 Euro.
Gender Gap: Immer noch signifikanter Gehaltsunterschied
Frustrierend ist noch immer das Gehaltsgefälle zwischen Gründerinnen und Gründern in ganz Europa, über alle Finanzierungsrunden hinweg. In der Seed-Phase wird die Gap mit 13 Prozent mehr Geld für Männer am deutlichsten. Die einzigen Ausnahme sind auch hier wieder die bootstrapped-Unternehmen, in denen laut Creandum-Bericht Frauen den größeren – im Vergleich zu VC-backed Startups allerdings ohnehin eher kleinen – Verdienst.
*Über die Creandum-Studie:
Für die Studie hatte Creandum Gründer:innen aus dem eigenen, aber auch aus den Portfolios anderer europäischer VCs im Herbst vergangenen Jahres gebeten, anonym Fragebögen zu ihren Gehältern, Finanzierungslage, Größe der Unternehmen und weiteren Aspekten auszufüllen. Aus rund 700 Einsendungen aus mehr als 50 europäischen Städten haben die Mitarbeitenden des VCs dann den vorliegenden Report erstellt.