(Foto: Univations/wirewire GmbH)
Anders als der Name wirewire vermuten lässt, entwickelt das Startup aus Halle/Leipzig Produkte, die vor allem auf neue Funktechnologien wie Narrow-Band-IoT und LTE-M setzen. Das erste Produkt ist ein Medikamentenspender. Wir wollen euch das Startup vorstellen und haben dafür mit CEO Robert Gühne gesprochen.
Ein Gastbeitrag von unserem Partner Univations.
Hallo Robert – was genau habt ihr mit wirewire vor?
Mit wirewire wollen wir Produkte entwickeln, die unabhängig von Netzwerkstrukturen vor Ort wie WLAN oder Bluetooth funktionieren und eine lange Akkulaufzeit besitzen. Es gibt unserer Meinung nach viele analoge Produkte, die wir mit unserem Ansatz digitalisieren und smart machen können. Dabei bedienen wir uns neuer Funktechnologien wie Narrow-Band-IoT oder LTE-M. Diese haben eine hohe Netzabdeckung auch in ländlichen Regionen, benötigen wenig Strom und sind vor allem günstig.
Wer verbirgt sich hinter dem Team und was zeichnet euch aus?
Uns zeichnet zum einen aus, dass wir alle schon Erfahrung als Unternehmer haben. Ich bin schon viele Jahre im Bereich Softwareentwicklung aktiv und habe bereits mehrere Unternehmen gegründet. Daniel Böber hat sehr viel Know-how im Bereich Elektronik und Firmware und war als Berater für smarte Anwendung aktiv. Mit Chris Walter haben wir einen Industriedesigner und Maschinenbauer mit an Bord. Wir ergänzen uns also super und jeder kann seine Stärken bei wirewire einbringen.
Wie kam es zur Gründung und warum ist euer erstes Produkt ein Medikamentenspender?
Wir kennen uns bereits sehr lange privat und haben uns schon immer mit Funktechnologien beschäftigt. Zudem basteln wir alle sehr gern an neuen Produkten. Dann hat der Zeitpunkt einfach gestimmt. Zum einen hatten die neuen Funktechnologien die benötigte Reife erreicht. Zum anderen hatte ich mich aus privaten Gründen und im Rahmen meiner Abschlussarbeit an der Burg Giebichenstein in Halle mit einem smarten Medikamentenspender beschäftigt. Meine Oma ist leider an Demenz erkrankt und musste immer sehr viele Tabletten nehmen. Da sie allein lebt, hat sie das einfach öfters vergessen und der Zustand hat sich verschlechtert. Als sie durch Pflegekräfte betreut wurde und die Medikation eingehalten wurde, ging es ihr wieder besser. Ich habe mit Daniel und Chris über das Produkt gesprochen und schnell wurde uns klar, dass es ein ideales Testobjekt ist, um die Funktechnologien zu integrieren.
Wo steht ihr aktuell mit dem Medikamentenspender?
Wir haben 2020 mit der Entwicklung begonnen und konnten sehr früh mit der anmed GmbH einen starken Partner gewinnen, der uns finanziell und mit viel Know-how unterstützt. In dieser Zeit haben wir die Elektronik, Software und Hardware entwickelt und uns mit Themen der Zulassung als Medizinprodukt, Spritzguss und Fertigungsstraßen auseinandergesetzt. Wir stehen kurz vor dem Markteintritt, der Q3 2022 erfolgen wird.
Wie funktioniert der Medikamentenspender?
Es ist eine Kombination aus Software, App und Hardware. In dem man einen QR-Code auf dem Produkt mit unserer App scannt, wird eine Verbindung hergestellt und über die App lassen sich ein Medikationsplan erstellen, Zeiten festlegen und auch die Einnahme kontrollieren. Wenn die Einnahmezeit erreicht ist, blinkt und summt der Spender. Wenn der dazugehörige Dosierer aus dem Spender entnommen wird, erkennt das die App. Im Umkehrschluss wird auch erkannt, wenn die Entnahme nicht erfolgt ist und das Pflegepersonal bzw. Angehörige werden informiert. Das alles funktioniert ohne Anbindung an die Netzwerkstruktur vor Ort und die Akkulaufzeit des Medikamentenspenders beträgt 4-6 Wochen, sodass der Wartungsaufwand sehr überschaubar ist.
Foto: wirewire GmbH
Jeden Tag Medikamente zu nehmen und an die regelmäßige Einnahme zu denken, ist nicht einfach. Der Medikamentenspender von wirewire unterstützt Patient:innen dabei und kontrolliert die bedarfsgerechte Medikation von Tabletten.
Wie habt ihr die Realisierung gemeistert?
Zum einen würde ich immer dazu raten, dass man sich bei der Entwicklung von solchen Produkten einen erfahrenen Partner sucht. Man hat Zugang zum Markt und macht ein paar Fehler weniger. Die Zulassungsprozesse bzw. bestimmte Prozessschritte in der Produktion eines solchen Produktes sind zwar umfangreich, lassen sich aber mit normalem Menschenverstand bewältigen. Davor sollte man nicht zu viel Angst haben. Zudem gibt es gute Accelerator-Programme wie AIMS oder Netzwerke wie Univations, die weiterhelfen können.
Was sind eure nächsten Schritte?
Mit dem Medikamentenspender haben wir in unseren Augen gleich das anspruchsvollste Produkt unserer Pipeline realisiert. Unsere Erfahrungen lassen sich gut für andere Produkte nutzen und das entwickelte Software-Backend lässt sich modular auf andere Produktanforderungen übertragen. Als nächstes Produkt wollen wir eine smarte Steckdose und einen universellen GPS-Tracker entwickeln.
Im März 2022 seid ihr von Halle nach Leipzig gezogen. Warum?
Das hat zum einen private Gründe. Zum anderen haben wir in dem Leipziger Objekt, das wir bezogen haben, an der Reudnitzer Straße 1 nahe dem Hauptbahnhof noch sehr viel Platz. Zusammen mit dem befreundeten Vermieter wollen wir hier einen coolen Coworking/Startup-Hub entwickeln. Wir hoffen, dass sich andere Selbstständige und Startups hier mit einmieten, die einfach Bock auf solche Technologien haben. Geplant ist auch ein Makers-Lab mit 3D-Drucker, Fräsen, Werkzeugen und einem Fotostudio, damit sich neue Produkte schnell entwickeln und testen lassen. Die Inspiration dazu kommt vom Designhaus in Halle, in dem ich selbst lange ein Büro hatte. Sollte sich hier jemand angesprochen fühlen, nehmt gern Kontakt mit uns auf! ([email protected])
Wie finanziert ihr das Ganze?
Wie gesagt, unterstützt uns die anmed GmbH finanziell. Aber wir stecken auch sehr viel eigenes Geld in unsere Produktideen und es folgen bald erste Umsätze, die uns schnell tragen sollten. Wenn sich ein Business Angel angesprochen fühlt, der über Erfahrung im Bereich Fertigung oder Funktechnologien verfügt, können wir auch gern über eine Beteiligung sprechen.