De Agentur wecare aus Jena ist ein Verbundprojekt aus dem Uniklinikum (UKJ) und der Universität (FSU) in Jena. Dieses wird durch das BMBF gefördert, um einen ganzheitlichen Ansatz im Bereich Telemedizin in strukturschwachen Regionen in Thüringen zu fördern. Ich spreche mit Markus Wolf.
Lieber Markus, wie ist wecare entstanden?
Thüringen ist zweifellos eine wunderschöne Region, aber sowohl hinsichtlich der Infrastruktur als auch in der gesundheitlichen Versorgung gibt es Defizite, die zu gewissen Herausforderungen für die Menschen in den ländlichen Regionen führen. Diesen Herausforderungen möchte das wecare-Team begegnen.
Im Jahr 2021 überzeugten wir im "WIR! – Wandel durch Innovation in der Region"-Programm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) mit unserem Konzept und erhalten seither eine finanzielle Förderung für die sechsjährige Umsetzungsphase.
Wie hat sich euer Bündnis zusammengefunden?
Die Initiative zur Gründung des Bündnisses ging von zwei Professoren aus – Herr Prof. Dr. Orlando Guntinas-Lichius aus dem medizinischen Bereich (UKJ) und Herr Prof. Dr. Sebastian Henn aus der Wirtschaftsgeographie (FSU). Ich selbst bin Teil der "wecare-Agentur", der operativen Ebene von wecare. Unsere Aufgabe besteht darin, das Netzwerk auszubauen und zu gestalten, um Projektideen zu identifizieren und darüber regionale Innovationspotentiale zu erschließen. Dadurch bringen wir derzeit über 200 Partner und Partnerinnen aus den Bereichen Gesellschaft, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik zusammen, gewinnen kontinuierlich neue Partner und Partnerinnen hinzu und sorgen damit für die Tragfähigkeit und Nachhaltigkeit des Bündnisses.
Wie funktioniert ein klassisches Projekt, das von wecare begleitet wird?
Das funktioniert so: Wenn Akteure aus Wissenschaft, Wirtschaft, Zivilgesellschaft oder weiteren Bereichen eine innovative Idee im Bereich Intelligente sensorische Telemedizin haben, die bisher noch nicht umgesetzt wurde, können sie sich mit ihrer Idee an uns wenden. Wir analysieren die Idee und identifizieren bei guter Prognose passende Partner und Partnerinnen in unseren Erprobungsregionen, beispielsweise im Ilmkreis. Wir stellen sicher, dass ein Forschungs- und Entwicklungsansatz vorhanden ist und unterstützen die Partner und Partnerinnen dabei, sich zu vernetzen. Daraus ergibt sich dann zunächst eine sogenannte Projektskizze. Diese Skizzen werden bei einem Beirat eingereicht, der daraufhin begutachtet und Empfehlungen ausspricht. Basierend auf diesen Empfehlungen entscheidet der vom BMBF beauftragte und damit unabhängige Projektträger über die Annahme oder Ablehnung der Projektidee. Die Initiatoren erhalten im Erfolgsfall eine finanzielle Unterstützung (Summe X), um die Projekte zu planen und umzusetzen. Dadurch wird gewährleistet, dass nachhaltige Veränderungen bei den Bürgern und Bürgerinnen in der Region ankommen.
Die Sparten, die wecare bedient, sind Healthcare und Medizin, richtig?
Richtig. Wir konzentrieren uns auf innovative Ansätze im Bereich Intelligente sensorische Telemedizin. Unsere Tätigkeitsfelder umfassen verschiedene Bereiche:
- wecare@lab: Medizinische Informatik und Diagnostik,
- wecare@mobile: Versorgungskonzepte für ländliche Gebiete,
- wecare@home: Behandlung und Nachsorge von Patientinnen und Patienten sowie
- wecare@edu: Wissens- und Technologietransfer in die Gesellschaft.
Also seid ihr ein Verbundprojekt mit Startup-Charakter?
Genau, das ist eine passende Bezeichnung. Denn wir sind gewissermaßen aus dem Nichts entstanden. Die bei uns im Mittelpunkt stehende Verknüpfung zwischen Wirtschaftsgeographie und Gesundheitsversorgung gab es in diesem Rahmen bisher noch nicht.
Wie finanziert ihr euch?
Das wecare-Bündnis wird wie gesagt vom BMBF im Rahmen des WIR!-Förderprogramm finanziert. WIR! bedeutet “Wandel durch Innovation in der Region”. Dieser Titel fasst unsere Tätigkeitsbereiche und Ziele schon ganz gut zusammen. Die Organisation und Koordination des Bündnisses durch die wecare-Agentur beinhaltet insbesondere die Schwerpunkte Innovationsmanagement und strategisches Management. Um den damit einhergehenden Anforderungen gerecht zu werden, konzipieren wir als Agentur Projekte und reichen diese beim BMBF ein, ebenso wie die anderen Projektideengeber aus der Region das auch tun. Diese Projekte dienen dann letztendlich dazu, das Bündnis als Ganzes voranzubringen.
Lieber Markus, vielen herzlichen Dank für das spannende Gespräch! Wenn ihr ein Health-Startup im Thüringer Raum seid, solltet ihr euch dringend über die Angebote der Agentur wecare informieren und von den Labs und den Education-Programmen profitieren. Wir wünschen euch weiterhin viel Erfolg!