Zugegeben, die Jenabatteries GmbH zählt mit bereits zehn Jahren auf dem Buckel nicht mehr zu den klassischen Startups. Durch das Rebranding und den dadurch entstandenen neuen Namen CERQ hat sich jedoch einiges verändert. Das im Jahre 2013 gegründete Start-up Jenabatteries steht in den Startlöchern, die Energiewende in Deutschland entscheidend voranzutreiben. Und zwar mit sogenannten Redox-Flow-Batterien. Wir verraten euch, wie die Jenabatteries GmbH mit der neuen Dachmarke CERQ die Weichen für eine nachhaltige Stromversorgung der Zukunft stellt.
Erneuerbare Energien gehören zu den wichtigsten Stromquellen in Deutschland. Ihr Ausbau bildet eine zentrale Säule der Energiewende in Deutschland. Wäre da nicht das Problem mit der hohen Fluktuation. Denn diese ist umso höher, je mehr Erneuerbare Energien ins Stromnetz einfließen. Um die Fluktuation auszugleichen, werden in Zukunft immer mehr Speicher im Stromnetz notwendig. Denn damit das Stromnetz nicht zusammenbricht, müssen Stromerzeugung und -verbrauch im Gleichgewicht bleiben. Die Stromspeicher agieren als Puffer im Netz, die entweder Strom aufnehmen können, wenn zu viel produziert wird oder Strom ins Netz geben, wenn Strom benötigt wird.
2013 machte sich die Jenabatteries GmbH auf den Weg, diese Lücke zu schließen und dabei auf nachhaltige Stromspeicher als Puffer zu setzen. Dabei punktet die Idee vor allem in den Disziplinen Nachhaltigkeit und Skalierbarkeit, die das Unternehmen aus Thüringen zum Technologieführer und Vorreiter im Bereich der stationären, metallfreien Stromspeicher machte.
Der ungewöhnliche Weg zum neuen Job
Geschäftsführer ist seit Oktober 2021 Philipp Hammans. Seine ehemalige Tätigkeit als Berater führte ihn zur Jenabatteries GmbH. Als externe Intellectual Property Bewerter stellten er und sein Kollege Dr. Sven Gensler die Jenabatteries auf den Prüfstand. Das Resultat der eigenen Bewertung begeisterte die beiden Männer derart, dass sie sich dazu entschieden, diese Firma mit eigener Kraft voranzutreiben. Da zur gleichen Zeit ein Wechsel in der Führung anstand, bemühte sich Philipp Hammans um die Stelle und wurde bald darauf der Chief Executive Officer der Jena Batteries GmbH. Dr. Sven Gensler belegte den Posten des Chief Finance Officers.
© Jenabatteries GmbH
Strategiemeeting des Managements der Jenabatteries GmbH
Mit einer Neuausrichtung und der neuen Dachmarke CERQ setzten beide ihren ersten großen Meilenstein. Der neue Markenauftritt der Jenabatteries markiert den Schritt vom Stromspeicher-Produzenten hin zum Dienstleister. Damit bietet CERQ erneuerbaren Strom als Service an, der durch die eigens produzierten nachhaltigen Speicher zur Verfügung gestellt werden soll. Somit stellt das Unternehmen seitdem nicht nur Speichersysteme her, sondern steht für den Aufbau einer nachhaltigen und innovativen Kreislaufwirtschaft. Die Herstellung dieser Stromspeicher kann durch die Nutzung einer neuen Rohstoffbasis vollständig in Europa in jeder beliebigen Chemiefabrik erfolgen.
Wie sich mit Redox-Flow-Batterien nachhaltig Strom speichern lässt
Die von CERQ entwickelten und patentierten Stromspeicher basieren auf der sogenannten Redox-Flow-Technologie. Die metallfreie Redox-Flow-Batterie ist eine besonders nachhaltige Lösung. Sie lassen sich nicht nur beliebig skalieren, wodurch ein Ausbau der Speicherkapazitäten bis in den dreistelligen Megawattstundenbereich möglich ist. Auch die Speicherflüssigkeit ist metallfrei.
„Redox“ setzt sich aus der Kombination von „Reduktion“ und „Oxidation“ zusammen. Der Vorgang verläuft wie in jeder herkömmlichen Batterie über die Elektronenaufnahme (Reduktion) und Elektronenabgabe (Oxidation) statt. „Flow“ oder „Fluss“ stehen daneben für das flüssige Speichermedium. Das von CERQ entwickelte Material zur Speicherung des Stromes besteht aus einfachen Rohstoffen, die leicht verfügbar sind. Diese Rohstoffe funktionieren wie das Metall aus herkömmlichen Batterien.
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Skizze einer Redox-Flow-Batterie
Zwei Tanks enthalten eine Salzlösung mit organischen, metallfreien Speicherstoffen für den Plus- und den Minuspol. Die Salzlösung wird für das Laden und Entladen durch eine Zelle gepumpt. So werden die Elektronen gebunden und wieder abgegeben – es wird Strom gespeichert. Das Ergebnis: Leistung und Kapazität des Akkus sind voneinander unabhängig skalierbar. Die Elektrolytmenge definiert die Kapazität der Flussbatterie, die Fläche und die Anzahl der Zellen sowie die Leistung. Mit diesem Stromspeicher, dessen Größe je nach Bedarf angepasst werden kann, können vor allem große Industriebetriebe versorgt werden.
Der Vorteil von Redox-Fluss-Batterien
Das Konzept der Redox-Flow-Batterie ist nicht neu. So wurden die ersten Patente auf diese Art von Batterie schon Ende der 40er-Jahre gestellt. Zu dieser Zeit lag jedoch der Schwerpunkt noch auf Metallen in Batterien, um den erzeugten Strom zu speichern. Doch die Gewinnung dieser Metalle wie zum Beispiel Lithium steht nicht selten in Verbindung mit gravierenden Menschenrechtsverletzungen. Und auch angesichts der Ressourcenknappheit braucht es dringend nachhaltigere Lösungen, um die Energiewende in Deutschland nicht auszubremsen. Aus diesem Grund hat sich CERQ darauf konzentriert, das Speichermaterial in Batterien durch organische Salze zu ersetzen. Eine Elektrolytlösung in destilliertem Wasser und nicht konzentrierte Schwefelsäure, welche bisher benutzt wurde, lässt Batterien umweltfreundlich gestalten.
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Mini-Version eines Stromspeicher-Stacks im Labor von CERQ
CERQs Fokus liegt auf Großspeichersystemen, denn gerade in der Industrie wird sehr viel Strom benötigt und flexibel verbraucht. Um diese Unternehmen mit Erneuerbaren Energien versorgen zu können, setzt CERQ auf seine nachhaltigen Stromspeicher. Darunter fallen vor allem Unternehmen, die ab 100 Megawattstunden Strom und darüber hinaus benötigen oder Industrieparks, die an der Verstetigung der Produktion von grünem Wasserstoff arbeiten. Hier werden die Batterien aus Jena als Pufferspeicher zwischengeschaltet, um eine durchgängige Produktion von Wasserstoff zu ermöglichen.
Die Vorteile der CERQ-Stromspeicher liegen vor allem in den Speicherkapazitäten, die beliebig groß gebaut und aufgestellt werden können. Außerdem übernimmt CERQ für seine Kunden die Inbetriebnahme und Wartung der Speicher sowie die Auswertung von Wetterdaten und Geodaten für die Bestimmung des optimalen Standortes.
Erstes Großprojekt im sonnenreichen Mitteldeutschland
Der ideale Standort lässt sich vor allem in Mitteldeutschland finden. Eine Region, die viel Platz, ausgebildete Fachkräfte und wind- sowie sonnenreiche Standorte bietet. Ein weiteres Argument bilden die höheren Volllaststunden in Mitteldeutschland, sodass Windkraftanlagen hier am längsten ausgelastet werden und mehr Potenzial besteht, Strom in Speicher einzuspeisen und anzubieten. Eine Region, in der CERQ das erste Großprojekt plant. Einen wichtigen Unterstützer und Partner bei diesem Vorhaben findet die Jenabatteries GmbH bereits seit fünf Jahren bei der BASF, dem weltweit größten Chemiekonzern.
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Modell eines Großspeichers der Jenbatteries GmbH
Als einziger Gründer der ersten Stunde von Jenabatteries ist Dr. Tobias Janoschka noch immer bei CERQ. Durch seine Idee im Zuge seiner Promotionsarbeit, die technische Umgestaltung der Redox-Flow-Batterien durchzuführen, ist es Jenabatteries erst gelungen, aus einem Startup aus Jena zum Technologieführer zu werden. 2021 wurde schließlich die Führungsebene ausgebaut, im September und Oktober begann das nun sechsköpfige Team mit seiner Arbeit. Dahinter stehen etwa 70 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit ihrer Expertise aus den unterschiedlichsten Fachbereichen, die unermüdlich daran arbeiten, CERQ weiterzuentwickeln und voranzubringen.
Und auch die Universität Jena gehört zu den Unterstützern der ersten Stunde. Sie erkannte rechtzeitig die Notwendigkeit, unter anderem Technologien aus dem Bereich Erneuerbare Energien zu fördern und unterstützte Gründungsvorhaben mit Botschafter:innen. Zudem bietet Jena mit Werkstätten, einem breiten Netzwerk und der ein oder anderen Fördermöglichkeit ein gründerfreundliches Ökosystem in Mitteldeutschland.