Das Startup Evergreen aus Leipzig schreibt Nachhaltigkeit groß – sowohl ökologisch, aber auch sozial. Deshalb hat es nun ein Vermögensverwaltung-Produkt für KMUs auf den Markt gebracht, das zu 100% transparent und flexibel anwendbar ist. Wir haben für euch mit dem Gründer, Iven Kurz, gesprochen.
Lieber Iven, schön, dass du Zeit für uns findest. Was hast Du vor der Gründung von Evergreen gemacht?
Ich habe vorher in der Finanzbranche gearbeitet, 16 Jahre als Fondsmanager in Frankfurt, und 2018 dann Evergreen gegründet. Vorher hatte ich ein Sportgeschäft in Leipzig: Das Gründen war also schon immer “in mir drin”.
Wie lange gibt es euch schon und was ist euer Business-Modell?
In den Markt gegangen sind wir mit Evergreen im Jahr 2020. Davor waren wir sehr beschäftigt mit den Vorbereitungen, also der BaFin-Lizenzierung, der Bundesbank-Lizenzierung und der Fondsauflage. Im Kern sind wir ein voll lizenzierter Fondsmanager, wie die DEKA, wie BlackRock oder Vanguard. Unsere Besonderheit ist, dass wir eine Plattform geschaffen haben, auf der man auf eine unglaublich große und breite Infrastruktur zugreifen kann.
Du hast von Lizenzierungen gesprochen – welche Lizenzierungen habt ihr?
Wir sind ein beaufsichtigtes Unternehmen von der BaFin, eine Lizenz, die nicht sehr einfach zu bekommen ist und im Quartals-Rhythmus überprüft wird. Wir sind auch, genau wie Tomorrow, Patagonia oder Weleda, B-Corp zertifiziert. B-Corp steht für “Benefit Corporation”. Das ist ein weltweites Netzwerk der gemeinnützigen NGO B-Lab.
Wie messt ihr die Nachhaltigkeit eurer Fonds?
Je nach Fond kommen unterschiedliche Ansätze zum Einsatz. Bei zwei Fonds, etwa bei unserem Fonds, den wir für die Tomorrow Bank managen, messen wir das anhand von CO2- Äquivalenzen in Tonnen und in Grad-Celcius. Dann gibt es noch den Evergreen Sustainable World Stocks. Dieser Fonds emittiert insgesamt nur unter zwei Grad. Da sind auch Unternehmen dabei, die mehr emittieren und sich mit anderen wieder ausgleichen, etwa mit modernen Unternehmen wie Adobe, die man nicht auf den ersten Blick als nachhaltige Unternehmen einstufen würde, die aber sehr geringe CO2-Emissionen verursachen.
“Bei Nachhaltigkeit geht es für uns um mehr als nur um CO2, es geht auch um Gerechtigkeit, um Diversität, darum, dass all die ESG-Kriterien von Environmental, Social bis Governance eingehalten werden.”
– Iven Kurz, CEO Evergreen GmbH
In den anderen Fonds überprüfen wir das über die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN. Wir unterstützen mit Impact Investments Projekte, wie die Renaturierung von Wassergebieten in den Niederlanden oder ein Projekt, das die Arbeitsplatzsicherung in der Europäischen Union fördert.
Seit kurzem gibt es nun auch Firmenzins.plus, ein Modell, das für Startups interessant ist. Kannst du das näher ausführen?
Das Modell Firmenzins Plus ist speziell auf KMUs und Startups zugeschnitten. Es geht um die Verzinsung von Unternehmenskapital, also der Liquidität. Meistens ist es ja so, dass große Unternehmen eine ganze Treasury-Abteilung dafür haben, die sich darum kümmern. Kleine Unternehmen dagegen fallen oft hinten runter und erhalten keine oder nur extrem niedrige Zinsen auf ihr Geld. Das wollen wir ändern, indem wir mit Firmenzins.Plus eine “Treasury-Plattform” für KMUs und Startups bieten – und zum Start gleich 3 Prozent Zinsen ermöglichen.
Firmenzins Plus ist eine Chance für kleine und mittlere Unternehmen, um zusätzlichen Ertrag zu generieren. Gerade wenn es ein “nur” paar 100.000 Euro sind, können sie Geld, das nicht direkt benötigt wird, verzinsen lassen und einen deutlichen Mehrertrag (bei uns 3%) generieren und erwirtschaften. Dazu ist das Kapital flexibel. Die Unternehmen können das Geld einfach von ihrem Girokonto auf das Zinskonto hin- und zurückschieben. Dort wird es täglich verzinst. Somit haben sie die Flexibilität, jederzeit darüber zu verfügen.
Welches Feedback bekommt ihr bislang zurück und was sind gerade eure größten Herausforderungen?
Das Interesse ist auf jeden Fall da, weil es so ein Angebot mit einem solchen Zinssatz so noch nicht gibt. Auch die Option, dass das Investment mit Pockets, also separaten Geldtöpfen, strukturiert werden kann, etwa für Investments oder die Steuererklärung, wird super angenommen. Das große Thema ist nun das Bekanntmachen des Produkts: Wir haben noch keinen Bekanntheitsgrad wie eine klassische Bank. Mit insgesamt vierzehn Festangestellten sind wir ja selbst noch ein Startup.
Es dauert in der Finanzbranche sehr lange, bis man irgendwann richtig Geld verdient. Bisher haben wir über 14.000 Kund:innen mit einem Depot. An jedem investierten Euro verdienen wir Geld, aber um den Break-even-Point zu erreichen, brauchen wir noch etwas mehr Kund:innen. Dazu kommt, dass die Vermögensverwaltung auch ein sehr zyklisches Business ist und von der Wirtschaft und den Kapitalmärkten abhängt. Es ist also ein Hoch und Tief, aber insgesamt läuft es!
Was macht die Gründung eines FinTechs besonders?
Man braucht im Finanzbereich ganz viele Abwicklungspartner:innen: Etwa eine Bank oder eine Verwahrstelle, mit der du Beziehungen aufbauen musst. Dazu kommt bei der Fondsauflage das benötigte Seed Money. Wir brauchten ungefähr 2 Millionen Euro Startkapital für unsere eigenen Finanzprodukte. Das ist kein Geld, was wir in die Firma investieren, sondern nur in Finanzprodukte, damit diese überhaupt aufgelegt werden können. Als lizenziertes Finanzunternehmen – egal ob Startup oder klassische Bank – muss man immer sehr viel Geld vorhalten, für Notfälle.
Habt ihr neben Evergreen und Firmenzins.Plus noch weitere Standbeine?
Ja, die technologische Infrastruktur, die wir aufgebaut haben, können auch andere Unternehmen als White-Label-API nutzen, sodass sie sich nicht mit dem regulatorischen Aufwand in der Finanzbranche herumschlagen müssen. Versicherungen etwa können die Software nutzen, wenn sie ein Sparprodukt anbieten möchten.
Inwiefern haben dir deine Kontakte bei der Bank beim Gründen geholfen?
Ohne die passenden Connections hätte die Gründung nie geklappt, im Finanzbereich geht es nicht ohne. Ich habe vorher jahrelang mit vielen Finanzakteur:innen in Deutschland zusammengearbeitet. Allein um die Lizenz zu bekommen, musst du nachweisen, dass du mehrere Jahre im Finanzsektor gearbeitet hast, Personalverantwortung gehabt hast und Verantwortung für Kundengelder im Milliardenbetrag hattest.
Welcher Aspekt stand für dich bei der Gründung im Vordergrund?
Der soziale Nachhaltigkeitsgedanke. Der ökologische Gedanke ist nicht so kompliziert, da man sich in bestimmten Rahmenbedingungen bewegt. Doch der soziale Teil, der gesellschaftliche Teil, der war eigentlich der Ursprung. Denn Privatanlegende werden in 99 Prozent der Fälle irgendwo “abgezockt”, über versteckte Gebühren, Provisionszahlungen, oder versteckte Risiken.
"Ich wollte etwas Faires, Transparentes für alle Menschen ins Leben rufen, auch wenn das Vermögen noch sehr klein ist und mit wenigen Euro beginnt."
– Iven Kurz, CEO Evergreen GmbH
Wenn du in Deutschland vermögend bist und ein paar hunderttausend oder sogar eine Million auf dem Konto hast, dann findest du auch natürlich gute Beratungen zu extrem guten Preisen. Aber wenn du “normal” unterwegs bist, vielleicht mit ein paar Tausend oder ein paar Zehntausend, wirst du eigentlich nur mit irgendwelchen versteckten Kosten konfrontiert.
Dazu wollen wir noch sehr transparent sein – und manchmal schadet die Transparenz der Geldanlage. Eine Geldanlage ist immer mit Risiken verbunden. Deshalb ist es schwierig für die Anlegenden, die Güte des Geldanlageprodukts zu beurteilen, weil man das natürlich erst nach 20, 30 Jahren tun kann. Wenn du die Transparenz hast, die Schwankungen jeden Tag zu sehen, ist das unter Umständen schädlich, denn da kann man schon einmal nervös werden. Manchmal ist es besser, wenn man nach 20 Jahren erst nachgucken könnte. Bei uns kannst du dafür jeden Tag einzahlen und auszahlen, so oft wie du willst. Ich finde, das ist auch die faire Variante, denn es ist das Geld der Anleger:innen.
Iven, was würdest Du Gründenden noch mit auf den Weg geben wollen?
Der erste Rat ist Branchenerfahrung – die ist schon sehr, sehr hilfreich. Wenn man in einer bestimmten Branche gründen möchte, ist die Wahrscheinlichkeit, dass man erfolgreich ist, viel höher, wenn man vorher dort ein Netzwerk hat und Erfahrung gesammelt hat. Es ist schwierig, das Rad neu zu erfinden, wenn man noch nie von der Materie gehört hat.
Der andere Punkt, den man oft beobachtet, ist, den Fokus zu behalten. Man hat eine Idee, von der man überzeugt ist und doch gibt es viele Verlockungen, links und rechts, die man noch versucht, mit in das Businesskonzept einzubringen. Doch das sind meistens die Modelle, die nicht funktionieren. Haltet einen unbedingten Fokus auf ein Thema und nehmt euch vor, das von allen am besten zu machen!
Lieber Iven, vielen lieben Dank für das spannende Interview.
Wenn ihr nun als Startup oder KMU hellhörig geworden seid, haben wir einen Einsteiger:innen-Code für euch, mit dem ihr Firmenzins.Plus unverbindlich ausprobieren könnt: Wenn ihr beim Onboarding den Code STARTUPMD angebt, werden euch 10 Euro als Startguthaben gutgeschrieben!