Eine Studie in Großbritannien hat gezeigt, dass 10 Prozent der Schülerinnen nicht genug finanzielle Mittel haben, um sich ausreichend Menstruationsprodukte zu leisten. In Schottland wurde Ende 2020 ein Gesetzesentwurf verabschiedet, der die Regierung auffordert, ein landesweites Programm zur Bereitstellung von Menstruationsprodukten einzurichten. In Deutschland müssen die Verkäufer:innen immer noch Mehrwertsteuer in Höhe von sieben Prozent für Periodenartikel bezahlen. Vor diesem Background haben 2021 die beiden Medizinstudierenden Katharina Weißig und Corvin Groß das Startup Periodically in Magdeburg gegründet.
Vision und Mission
Mit Periodically möchte das Gründungsteam durch hygienische und preiswerte Spender die Einführung kostenloser Menstruationsprodukte ermöglichen und dabei das Thema Menstruation in die Gesellschaft tragen. Die Idee hatte Medizinstudentin Katharina Weißig während ihres Studiums.
„In der Universität habe ich meine Menstruation bekommen ohne Tampons oder Binden dabei zu haben. Dies hat mich dazu veranlasst zu hinterfragen, warum Toilettenpapier selbstverständlich in jeder öffentlichen Toilette vorhanden ist, Menstruationsprodukte aber nicht.“
Voller Tatendrang gründen die beiden Studierenden ohne jegliche Erfahrung im Business-Bereich das Startup Periodically mit einem Startkapital von nur 400 Euro in Magdeburg.
Ziel der beiden Gründer:innen ist es, kostenlose Menstruationsprodukte für alle frei zugänglich zu machen. Damit sollen Menstruierende unterstützt werden, die spontan Periodenprodukte benötigen oder die nicht ausreichend finanzielle Mittel dafür besitzen. Denn vor allem im ersten Jahr des Einsetzens der Menstruation kommt die Monatsblutung noch sehr unregelmäßig. 86 Prozent der in einer Studie befragten Frauen gaben an, mindestens einmal ihre Menstruation unerwartet, ohne Menstruationsartikel bekommen zu haben. 79 Prozent dieser Frauen improvisierten mindestens einmal, indem sie sich eine Binde aus Toilettenpapier oder etwas anderem bastelten. Daraufhin haben 62 Prozent von ihnen mindestens einmal den Arbeitsplatz verlassen, um Menstruationsprodukte kaufen zu gehen.
In einer Umfrage der Plan International Deutschland gaben 23 Prozent der befragten Mädchen und Frauen an, dass für sie die monatlichen Ausgaben für die Periode eine finanzielle Belastung darstelle. Zudem würden sich 49 Prozent der Befragten besser mit Hygieneartikeln versorgen, wären diese günstiger. Kostenlos bereitgestellte Menstruationsprodukte könnten also auch ermöglichen, dass Frauen und Mädchen während ihrer Menstruation häufiger zur Universität oder Schule gingen. Die Spender von Periodically tragen damit zur Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit bei. Das junge Gründungsteam aus Magdeburg möchte das Thema Menstruation enttabuisieren.
Der Spender und das Konzept dahinter
Angefangen im 3D-Drucker, wird der Spender inzwischen aus Edelstahl produziert. Gegenüber Konkurrenzprodukten benötigt er keine aufwendige Wartung, ist deutlich günstiger in der Anschaffung und durch das verwendete Material hygienisch sowie nachhaltig. Die Spender werden an Universitäten und andere öffentliche Gebäude verkauft. Die Inhaber:innen können diese dann einfach immer wieder auffüllen, genauso wie sie es mit Toilettenpapier machen. Denn Menstruationsartikel sollten heutzutage genauso selbstverständlich auf Toiletten zu finden sein, wie Klopapier.
In der Medizinischen Fakultät der Uni Magdeburg sind bereits einige der Spender von Periodically zu finden. Und auch andere Universitäten bundesweit haben sie im Einsatz oder möchten das System einführen. Doch nicht nur in Deutschland findet das Startup aus Sachsen-Anhalt Abnehmer:innen, denn exportiert wird mittlerweile auch in die Schweiz, Österreich, Belgien und Luxemburg.
Periodically im Wettbewerbsfieber
Innerhalb von anderthalb Jahren machte das Startup unter der Führung der beiden Medizinstudierenden einen großen Schritt nach vorne und rückte ihr Herzensthema in den Vordergrund. Beim Startup-Wettbewerb Public Value Award holten Katharina und Corvin mit ihrer Idee den zweiten Platz. Beim Generation-D-Wettbewerb konnte sich das Duo über 130 andere Teams hinwegsetzen und den vierten Platz belegen. Und auch beim TEDxTalk gelang mit Mitgründerin Katharina das Thema kostenlose Menstruationsprodukte auf die große Bühne.
Mittlerweile erzielt Periodically siebenstellige Umsätze und befindet sich seit der ersten Stunde in der Profitabilität. Das Startup aus Magdeburg verkauft nicht nur die Spender, sondern auch die Menstruationsprodukte zum Nachfüllen und das auch in einem Abo-Modell.
Und während bei den beiden Gründer:innen bereits erste Anfragen von Investor:innen eintrudeln, bleiben wir gespannt, mit welchen Neuigkeiten das Startup aus Magdeburg als Nächstes um die Ecke kommt.