Quelle: memoresa
Die memoresa Gründer Jörg Schädlich und Steffen Stundzig haben die erste DSGVO konforme Datenmanagement Plattform gegründet. Wir stellen euch das Leipziger Startup im Porträt vor.
Vielleicht hast du schon mal richtig lange nach einem wichtigen Dokument gesucht, das du vor Jahren „gut weggelegt“ hast? Dann geht es dir wie den meisten von uns. Besonders kritisch wird so was allerdings, wenn wir mal in eine Notlage geraten und richtig wichtige Dokumente für Angehörige nicht zugänglich aufbewahrt worden sind. So ist es zum Beispiel Steffen Stundzig passiert. Er ist Mitgründer von memoresa und hat deshalb eine digitale Lösung für die Verwaltung des digitalen Lebens entwickelt.
Sich früh mit dem eigenen Tod zu beschäftigen, mag zunächst etwas befremdlich klingen. Wenn es aber dann irgendwann darum geht, den Nachlass für die Familie zu regeln, liegt es im Jahr 2020 nicht fern, dies digital zu erledigen. Als Steffen Stundzig sich vor einigen Jahren von einem schweren Radunfall erholte, sammelte er vor seiner nächsten Tour alle wichtigen Dokumente wie die Lebensversicherungen für seine Frau in einem Word-Dokument – nur für den Fall der Fälle. Eine digitale Lösung, denen er die sensiblen Dokumente anvertraut hätte, gab es damals noch nicht.
Das erste DSGVO konforme Datenmanagementsystem kommt aus Leipzig
So entstand die Idee zu memoresa, die Steffen im vergangenen Jahr mit seinem Mitgründer Jörg Schädlich in Leipzig umsetzte. Dieser hatte ebenfalls die Erfahrung gemacht, wie kompliziert die sichere Verwaltung von sensiblen Dokumenten sein kann, als er als Vormund für seinen Großvater agierte, der 400 KM weit entfernt lebte. Ursprünglich war das Konzept von memoresa vor allem für SeniorInnen gedacht, der digitale Nachlass stand im Vordergrund. Doch das Gründerteam merkte schnell, dass SeniorInnen nur ein Teil der Zielgruppe sind. Mittlerweile arbeitet das Startup schon eng mit Partnern wie beispielsweise der Deutschen Post zusammen, die mit der Plattform memoresa für Ordnung in der digitalen Dokumentenverwaltung sorgt.
Heute arbeiten mehr als 20 Personen an der Idee hinter memoresa, der ersten DSGVO konformen Internetplattform für die digitale Verwaltung von sensiblen Dokumenten. Dazu gehören beispielsweise Lebensversicherungen, Testamente, aber auch Zugänge zu Online-Accounts, die im Falle des Ablebens gelöscht werden sollen. Aber nicht nur der Nachlass kann mithilfe von memoresa digitalisiert werden, sondern auch die Verwaltung von alltäglichen Dokumenten wie Verträgen aller Art und Konten bei Banken. In einem weiteren Schritt können KundInnen über die Anwendung auch die Kündigung eines laufenden Vertrages in Auftrag geben.
Dabei legt das Startup besonders viel Wert auf die einfache Bedienung ihrer Web-Anwendung. So können Vorsorgen, Patientenverfügungen und weitere wichtige Dokumente ganz einfach per Foto hochgeladen werden. Die Datenerfassung erfolgt bei unter DSGVO-Kriterien, was das Portal einzigartig macht. Zusätzlich können bei memoresa Informationen für Familie, AnwältInnen oder PflegerInnen hinterlegt werden, was mit welchen Dokumenten geschehen soll und mit diesen auch schon zu Lebzeiten geteilt werden.
Quelle: memoresa
Wer die Zielgruppe der „Golden Oldies“ ansprechen möchte, stößt auf andere Herausforderungen als andere Startups. memoresa legt z.B. besonders viel Wert auf eine möglichst einfache Nutzeroberfläche.
Senioren holen beim Thema Digitalisierung auf
Mit der Zielgruppe Senioren beschäftigen sich nur eine Handvoll Startups, dabei braucht es auch in diesem Sektor dringend Innovationen, vor allem in Sachen Digitalisierung. Denn die Senioren holen auf, seit dem Beginn der Digitalisierung um 1997 ist der Anteil der InternetnutzerInnen von 60 bis 69 Jahren von gerade einmal 30 % zwischen 2012 und 2018 auf über 80 % gestiegen. Dabei wünschen sich Senioren große Knöpfe, starke Kontraste zwischen Farben und ein Menü mit wenigen Ebenen, erklärt Nicola Röhricht in dem Bericht der FAZ (Quelle).
„Wenn man sich als Startup mit der Zielgruppe Senioren beschäftigt, dann muss manan vielen Stellen umdenken.“ erklärt Steffen. “Wir haben zum Beispiel zwei Versionen unserer Website, eine auf der wir unsere NutzerInnen mit Du ansprechen, und eine für Sie.“
Doch nicht nur Senioren profitieren von einer sicheren Plattform für die Verwaltung wichtiger Dokumente. Auch junge Menschen, die sich einen Überblick über ihren digitalen Fußabdruck verschaffen möchten, können memoresa dafür nutzen.
Allein in Deutschland deckt das Startup damit einen Markt von 18 Millionen Menschen ab, das sind rund 35 % (die laut einer repräsentativen Umfrage Interesse an einem solchen Angebot haben) aller Internet-NutzerInnen über 20 Jahre. Im Moment arbeitet das Team auch schon an einer Ausweitung des Konzepts in Europa, damit würden bis ca. 2022 noch mal 27 Millionen Menschen dazu kommen.
Nächstes Ziel: Internationalisierung
In der Gründungsphase erhielten die Gründer viel Unterstützung von verschiedenen Förderprogrammen der SAB, BAFA, des BMWi und der Stadt Leipzig. 2020 war das Team Teil der 10. Klasse des SpinLab – The HHL Accelerator Programms und des europäischen DMS Accelerator und wird im kommenden Jahr am STARTUP.INNOLAB Programm in Dortmund teilnehmen.
Die Finanzierung von memoresa gestaltet sich langfristig über ein Abo-Modell. Angeboten werden neben einer Freemium-Version ein Komfort-Paket für 9,99 €/Jahr mit 10 GB Cloud-Speicherplatz und ein Premium Modell für 49,99 €/Jahr mit einem Terabyte Cloud-Speicherplatz. Zusätzlich können je nach Bedarf In-App Käufe getätigt werden, beispielsweise wenn ein Vertrag per Einschreiben gekündigt werden soll.
Auch wenn die Gründer gemeinsam schon einige Jahre Berufserfahrung in klassischen Unternehmen hinter sich haben, lieben und leben die beiden den Startup Spirit in ihrem jungen Unternehmen.
Wir tragen auf jeden Fall die typische Startup DNA in uns. Wir lieben und leben die Arbeitsweise von Startups. Vor allem die überproportionale Motivation und das Engagement unserer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die mitwachsen Inputs zu bekommen, anstatt einfach nur stupide Aufgaben abzuarbeiten, schätzen wir dabei sehr. Bei uns darf das Team auch anderer Meinung sein als wir, das sind unsere Kunden auch hin und wieder, so bekommt man einen weiten Blick.“, erzählt Jörg Schädlich im Gespräch mit Startup Mitteldeutschland.
Quelle: memoresa
Das Kern-Team hinter memoresa
Sowohl Jörg als auch Steffen bringen aber auch Gründungserfahrung mit in ihr gemeinsame Unternehmen, zuvor hatten beide mehrere Jahre als Berater gearbeitet. Als Nächstes steht die Internationalisierung des Konzepts auf der To-do-Liste der Gründer. Daran wird auch schon kräftig gearbeitet, Ziel ist es, 2022 memorea auch in anderen EU Ländern anbieten zu können. Was hierfür noch fehlt, ist ein weiterer Investor, um den Weg dorthin zu finanzieren.