Eine neue EU-Studie hat gezeigt: Startups, die in der Gründungs- bzw. der frühen Wachstumsphase über Patent- und Markenrechte verfügen, sind ganze zehn Mal erfolgreicher bei der Beschaffung von Finanzmitteln. Woran das liegt, haben wir im Folgenden für euch erörtert.
Studie des EPA zeigt: Eigentum- und Patentrechte beeinflussen Startup-Erfolg
Eine neue Studie des Europäischen Patentamts (EPA) und des Amts der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EU-Markenamt, EUIPO) belegte, wie stark das Eigentum an Patent- und Markenrechten den wirtschaftlichen Erfolg von Startups beeinflussen kann. So ist es für Startups, welche bereits während der Gründungs- bzw. der frühen Wachstumsphase über diese Rechte verfügen, durchschnittlich über 10,2-mal wahrscheinlicher, sich eine Finanzierung zu sichern.
Egor Volvitch, der Gründer des Leipziger Startups “EscapeWelt”, das kniffelige Holz-Rätsel herstellt, hat seine Produkte patentieren lassen. Damit schützt er sein Unternehmen, aber auch das geistige Eigentum seiner Mitarbeiter:innen:
Alle unsere Produkte sind mit einem Musterschutz versehen. Je bekannter wir werden, desto häufiger stoßen wir leider auch auf Plagiatsfälle. Deshalb möchten wir unsere Produkte schützen – denn jedes unserer Rätsel ist eine höchst innovative Entwicklung, die von unseren Ingenieur:innen und Designer:innen bis ins kleinste Detail durchdacht ist.
So viele europäische Startups haben ein Patent angemeldet
Durchschnittlich haben ungefähr 29 % der europäischen Startups sogenannte “geistige Eigentumsrechte” angemeldet. Der Biotechnologie-Sektor macht von diesen Schutzrechten am häufigsten Gebrauch: Fast 50 % der Jungunternehmen verfügen über Patente oder Marken. Weitere schutzrechtsintensive Felder sind:
- die Wissenschaft und Technik (25 % der Patentnutzer:innen, 38 % der MarkennutzerInnen),
- das Gesundheitswesen (20 % der PatentnutzerInnen, 40 % der MarkennutzerInnen) und
- das verarbeitende Gewerbe (20 % der Patentnutzer*innen, 36 % der MarkennutzerInnen).
Vom Patentrecht können übrigens insbesondere “DeepTech-Startups” profitieren. Denn die Entwicklung bahnbrechender Technologien erfordert oft sehr hohe Investitionen und auch lange Vorlaufzeiten. Diese Startups können dann ihre Patente und Marken dazu nutzen, um "geduldige" Investoren anzuziehen.
Immaterielle Vermögenswerte als größter Unternehmenswert
Der Exekutivdirektor des Amtes der Europäischen Union für geistiges Eigentum, João Negrão, sagt in Bezug auf Patente und immaterielle Vermögenswerte:
“Immaterielle Vermögenswerte machen heute den größten Teil des Wertes eines Unternehmens aus. Formale Rechte an geistigem Eigentum, wie beispielsweise Marken, sind nicht nur ein rechtlicher Schutz für Investitionen in immaterielle Vermögenswerte, sondern auch der Schlüssel zu Finanzierungen und Kooperationen. Dies ist besonders wichtig für neu gegründete, innovative Unternehmen, die in der Regel in der Anfangsphase außer ihrem geistigen Kapital nur wenige Vermögenswerte besitzen.
Die aktuelle Studie zeigt, dass 27 % der untersuchten Start-ups eine Marke angemeldet haben – mehr als jedes andere Schutzrecht. Deshalb ist die Unterstützung, die wir ihnen geben können, so wichtig: einerseits, um den ersten Schritt zu machen und ihr Recht auf geistiges Eigentum anzumelden."
Europa: Besitz von geistigem Eigentum in den verschiedenen Ländern
Bei der Nutzung von geistigen Eigentumsrechten gibt es signifikante Unterschiede zwischen den verschiedenen europäischen Ländern:
- Finnland (42%)
- Frankreich (42%)
- Deutschland (40 %)
- Österreich (40 %)
- Italien (39 %)
- Norwegen (37 %)
- Schweden (34 %)
- Dänemark (34 %)
- Schweiz (32 %)
- Tschechischen Republik (31 %)
Somit weisen Finnland und Frankreich den höchsten Anteil an Startups auf, die ein Schutzrecht angemeldet haben. Unternehmen aus den oben genannten Ländern melden übrigens auch überdurchschnittlich oft Marken und Patente an.
Diese Branchen machen in Deutschland am häufigsten von Patenten Gebrauch
In diesen Branchen werden Patente und Marken in der Biotechnologie am intensivsten genutzt:
- 72 % der deutschen BioTech-Startups melden eines oder gar beide Schutzrechtsarten an: 53,2 % der Startups in diesem Bereich haben ein Patent angemeldet, 58,8 % eine Marke.
- Des Weiteren ist das verarbeitende Gewerbe mit 57,4% die Branche mit dem zweithöchsten Anteil an Startups mit IP-Nutzung. Hier haben 48,8% der Unternehmen eine Marke und 29,4 % ein Patent angemeldet.
- Ähnlich sind die Ergebnisse in den Bereichen Wissenschaft und Technik (55% der Unternehmen haben entweder ein Patent oder eine Marke angemeldet), Gesundheitswesen (54,3%), und Nachhaltigkeit (53,8%).
Bezüglich der Patente sind weitere relevante Branchen die Rohstoffe (24,6%) und Energie (24,5%). Wenn es um die Anmeldung von Marken geht, dann sind die Branchen Nachhaltigkeit (48,4% Prozent) und künstliche Intelligenz (48 %) weit vorne.
Patente können Startups den Zugang zu Kapital erleichtern
Ein Berichtsentwurf des Ausschusses für Industrie, Forschung und Energie des Europäischen Parlaments – veröffentlicht im September 2023 – unterstreicht, dass der Zugang zu Kapital nach wie vor eine große Hürde für Start-ups und Scale-ups darstellt. Viele junge Unternehmen scheitern daran, sich in der Frühphase Investitionen zu sichern – insbesondere Risikokapital und Wagniskapital.
Unser Fazit: Patente zahlen sich langfristig aus
Wenn ihr ein Patent anmeldet, könnt ihr euch das grundsätzliche Recht, andere von der unautorisierten Aneignung eurer bahnbrechenden Technologien abzuhalten, einräumen. Dies sichert euch nicht nur einen (verdienten!) Innovationsvorsprung, sondern verschafft euch auch einen strategischen Vorteil. Auch die Eintragung von Marken dient euch als robuster rechtlicher Schutz. Denn unverwechselbare Symbole oder Namen werden, wenn sie rechtlich geschützt sind, zu einem wirksamen Schutzschild der Markenidentität eines Startups – und somit vor Rechtsverletzungen bewahrt.
Dieser Artikel wurde inspiriert von starting-up.de.