Was sind die Herausforderungen europäischer Startups, die sich der Entwicklung von KI widmen und wie sieht der internationale Wettbewerb aus? Das appliedAI Institute for Europe hat die erste Studie* über den Status Quo generativer KI in 95 europäischen KI-Startups veröffentlicht, die wir hier, in verkürzter Form, mit euch teilen möchten.
So sieht das europäische KI-Startup-Ökosystem aus
Bisher gibt es insgesamt etwa 6.300 KI-Startups in der EU – davon sind 669 aus dem generativen KI-Bereich. Die meisten dieser generativen KI-Startups kommen aus Deutschland mit rund 20%.
Das aktuelle Funding generativer KI-Startups aus Europa beläuft sich auf bisher insgesamt 2,37 Mrd. Euro. Die größten Herausforderungen, zufolge der Studie, sind bisher die Finanzierung, die Regulierung und die Rechenkapazität.
Geographische Verteilung der generativen KI-Start-ups in Europa
(c) appliedAI Institute for Europe
Fokusfelder der generativen KI-Start-ups in Europa
Mit diesen Kernthemen beschäftigen sich die untersuchten KI-Startups:
- 31 Prozent* arbeiten an der Entwicklung sogenannter Basismodelle.
- 41,6 Prozent* konzentrieren sich auf die Bereitstellung von Entwicklungstools und Infrastruktur für generative KI-Modelle.
- 62,9 Prozent* entwickeln Downstream-Anwendungen auf Grundlage bestehender Basismodelle. „Downstream” bezeichnet eine nachgelagerte Phase und bezieht sich auf die Anwendbarkeit und Erledigung spezifischer Aufgaben, die auf den Ergebnissen von KI-Modellen aufbauen.
Die größten Herausforderungen für generative KI-Start-ups
(c) appliedAI Institute for Europe
Bei dieser Übersicht wird schnell deutlich, dass limitierende Faktoren und Challenges vor allem die mangelnde Finanzierung, die Regulierung in der EU sowie die begrenzte Verfügbarkeit von Rechenleistung sind.
Wieso mangelt es an finanzieller Unterstützung für europäische KI-Startups?
Das aktuelle Funding generativer KI-Startups aus Europa beläuft sich auf 2,37 Mrd. Euro. Im Gegensatz dazu haben allein zwei Player aus den USA, OpenAI und Anthropic, bis Dezember 2023 bereits über 14 Milliarden Euro an Finanzierung erhalten. Allein diese beiden außereuropäischen KI-Start-ups haben sechsmal so viel Geld erhalten wie alle rund 669 generativen KI-Start-ups in der EU zusammen. Diese Zahl sollte der:die Leser:in erst einmal auf sich wirken lassen.
Die Zurückhaltung in europäische generative KI-Startups zu investieren, scheint enorm. Doch nur mit einer großzügigen Finanzierung ist das unerlässliche, aber kostenintensive Modelltraining der KI-Technologien gegeben. Die mangelnde Finanzierung führt zu einem bedeutenden Wettbewerbsnachteil auf internationaler Ebene. Damit Europa weltweit wettbewerbsfähig bleiben kann, sind Investitionen in die Generative KI als Technik der Zukunft unerlässlich. Startups sind hier ein unerlässlicher wirtschaftlicher Katalysator.
Bürokratie schafft Unsicherheit für KI-Startups
24 Prozent* äußerten zudem Bedenken aufgrund regulatorischer Maßnahmen, die “als übermäßig komplex und restriktiv” empfunden wurden. Das bürokratisch geprägte Verwaltungsverfahren in Europa und die Frage des Urheberrechts werden von den Befragten als Wettbewerbsnachteil wahrgenommen.
Hier bleibt jedoch zu erwähnen, dass trotz dieser Herausforderungen zahlreiche Start-ups die Relevanz von einheitlichen Vorschriften im Rahmen des EU AI Acts betonen. Denn diese sollen die europäischen Werte sowie unsere Gesellschaft schützen.
Das ist der Plan, um die Generative KI-Landschaft in Europa zu stärken
1. Vertrauen in generative KI stärken
2. Finanzierung für Risikokapitalgeber attraktiver gestalten
3. Europäische Wertschöpfung ankurbeln
4. Zugang zu hochwertigen Daten erleichtern
5. Fragmentierung vermeiden und vorhandene Expertise nutzen
Europa darf in Sachen KI den Anschluss nicht verlieren
Das “globale KI-Wettrennen” ist in vollem Gange. Europa muss hier eine aktive und führende Rolle bei der Gestaltung der Zukunft übernehmen. Denn aktuell können Akteur:innen aus den USA und China unter wesentlich günstigeren Bedingungen arbeiten, was die Umstände für europäische KI-Startups erheblich erschwert.
"KI-Start-ups sind ein wesentlicher Beschleuniger für die Innovationskraft in Europa. Daher ist es entscheidend, dass sie ein unterstützendes Ökosystem sowie attraktive Rahmenbedingungen vorfinden, damit sie nicht ins außereuropäische Ausland abwandern."
– Dr. Andreas Liebl, Managing Director des appliedAI Institute for Europe
Fazit: Bessere Rahmenbedingungen für KI-Startups schaffen
Die Studie macht deutlich: Wenn wir in Europa wettbewerbsfähig bleiben möchten, sollten die Rahmenbedingungen für KI-Startups dringend verbessert werden. Auch ist es wichtig, die Investitionen in diesem Bereich weiter voranzutreiben und europäische Startups dabei zu unterstützen, die Entwicklung generativer KI in Europa zu beschleunigen.
„Generative KI-Start-ups sind an der Spitze neuer technologischer Entwicklungen und treiben Europas Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft voran. Um sicherzustellen, dass Europa eine aktive Rolle bei der Gestaltung und Entwicklung generativer KI spielt, ist daher unverzügliches Handeln notwendig. Andernfalls werden wir nur vom Spielfeldrand zusehen.“
– Dr. Frauke Goll, Managing Director des appliedAI Institute for Europe
* So lief die Studie ab:
Die Basis der Datenerhebung waren ca. 1.170 KI-Start-ups, die im Rahmen der European AI Startup Landscape in den beteiligten EU-Ländern identifiziert wurden. Die Startups wurden auf der Grundlage diverser Kriterien (Daten, Fachkräfte, KI-Methoden, Skalierbarkeit und Gesamtqualität) identifiziert. Zur Aufschlüsselung wurde ein KI-basiertes Klassifizierungssystem entwickelt und von zwei unabhängigen KI-Experten:innen validiert. Die Studie an sich (n=95) verwendete ein Querschnittsdesign. Jedes Startup wurde durch Expert:innen der jeweiligen KI-Partnerinitiative im Zielland kontaktiert und konnte nur auf Einladung über verschiedene Kanäle teilnehmen. Die Datensammlung dauerte genau vier Wochen (23.10.2023 - 17.11.2023) und wurde in englischer Sprache durchgeführt. Es wurden sowohl quantitative als auch qualitative Daten erhoben.
Die 95 Startups wurden zu Bereichen wie Finanzierung, spezifischen Tätigkeitsfeldern, ihrer Größe sowie ihren individuellen Herausforderungen als generatives KI-Startup in Europa befragt. Die genannten Anteile der Startups beziehen sich auf die 95 befragten Startups, nicht auf die absoute Anzahl aller KI-Startups in Europa. Bei der Befragungen waren Mehrfachnennungen möglich.
Hier könnt ihr alle Ergebnisse kostenlos herunterladen. Dieser Artikel wurde inspiriert von einem Beitrag von starting-up.de.