Auf den Thüringer Investor Days 2024 haben wir Jonathan Vincenz getroffen, der uns die neueste Innovation auf dem Fahrrad-Transport-Markt präsentiert hat: Eine super praktische Korb-Vorrichtung zum Einklappen für den Gepäckträger. In einem Interview hat er uns noch mehr zum Leipziger Projekt “allpacka” erzählt.
Lieber Jonathan, schön, dass du für uns Zeit hast. Kannst du eure Mission in zwei kurzen Sätzen zusammenfassen?
Wir möchten den Alltag von Fahrradfahrer:innen erleichtern, indem wir es möglich machen, dass sie spontan und flexibel große Lasten transportieren können. Etwa, dass sie auf dem Weg von der Arbeit nach Hause den Einkauf machen und immer genügend Stauraum haben. Aber auch mit Freunden in den Park oder ans Wasser fahren und das Picknick-Equipment transportieren, oder ein großes Paket von der Post abholen. So wollen wir auch die Mobilitätswende voranbringen und das Fahrrad zum ultimativen Verkehrsmittel machen.
In unsere allpacka-Box passen etwa 30 Liter an Volumen und 20 Kilo an Gewicht. Natürlich geht auch etwas mehr Volumen, wenn man sperriges Transportgut mit dem Spannnetz fixiert. Fahrradtaschen lassen sich im zugeklappten und – wenn man den passenden Gepäckträger hat – auch im aufgeklappten Zustand transportieren.
Spannend – Wir durften das Produkt ja bereits live bestaunen.
Ja. Die Version, die ich euch in Erfurt präsentiert habe, war noch unsere alte Version. Unsere neue Version, mit der das Einklappen fast automatisch und somit noch einfacher und schneller geht, haben wir auf der Eurobike, der weltweit größten Fahrradmesse, vor drei Wochen präsentiert. Vor der Messe haben wir ein Patent angemeldet und konnten die Box somit endlich der Öffentlichkeit zeigen!
(c) allpacka
allpacka Klappmechanismus
So funktioniert der Klappmechanismus der allpacka-Box.
Nachdem wir vorab viele Kundentests gemacht haben, hat sich nämlich herausgestellt, dass die Idee super ist, das Zusammenklappen aber noch nicht schnell genug war. Daran haben wir nun gearbeitet und auf der Eurobike vorgestellt. Da gab es dann schon ein richtig gutes Feedback. Denn aktuell gibt es noch nichts auf dem Markt, das den Gepäckträger so clever erweitert. Dazu kommt, dass der Lastentransport mit dem Fahrrad ein immer wichtigeres Thema wird.
Der Lastentransport mit Fahrrad wird im Zuge der Mobilitätswende immer relevanter. Die Absatzzahlen von Lastenrädern steigen extrem, da die Leute mit ihrem Fahrrad ihren Alltag gestalten möchten. Wir bieten ihnen eine gute Lösung an, mit der man Lasten transportieren kann, aber sein “altes” Fahrrad einfach ganz normal weiter nutzen kann. Somit passt das Fahrrad inklusive zusammengeklappter Box auch auf enge Fahrradparkplätze oder auch in die Bahn.
Aus welchem Material sind eure Boxen?
Unser Produkt unterstützt einen nachhaltigen Lebensstil. Deshalb haben wir uns nach langer Recherche für Kunststoff mit einem möglichst hohen Recyclinganteil entschieden, weil das am langlebigsten ist. Uns war wichtig, dass das Produkt möglichst leicht ist und lange benutzbar bleibt. Zudem ist der Kunststoff UV-resistent und bleibt bei allen Temperaturen langfristig stabil. Wenn ein Teil der Box kaputt geht, muss man nicht die ganze Box austauschen, sondern einfach die einzelnen Teile austauschen. Das macht das ganze noch einmal kosten- und umweltfreundlicher.
Wer kam eigentlich auf die Idee für das Produkt?
Meine beiden Kollegen, Daniela, Ingenieurin für Maschinenbau (TU Dresden) und Lukas, der Elektrotechnik (TU Dresden) studiert hat. Die beiden kennen sich durch das Studium schon relativ lange und haben schon immer viel rumgetüftelt. Sicherlich kennt jede:r das klassische Problem: Man geht nach der Uni oder nach der Arbeit mal “schnell” einkaufen, kauft doch mehr als geplant und kriegt seine Einkäufe nicht vernünftig nach Hause transportiert. Dann versucht man mit dem Brot unterm Arm und einem Jutebeutel am Lenker nach Hause zu fahren. Da haben sich die beiden gedacht: Eigentlich haben wir doch Gepäckträger bei uns am Fahrrad, aber die nutzen wir kaum.
Die ersten Tüfteleien fanden damals auf der WG-Terrasse statt. Der Prototyp war aus Holz und LKW-Plane. Der treibende Gedanke war dabei, einen Korb zu bauen, der im Alltag, wenn du ihn nicht brauchst, zusammenklappbar und damit schön kompakt ist. Wenn man ihn dann aufklappt, hat man eine große Kiste dabei, mit der man viel transportieren kann. Lukas hat seine Diplomarbeit dann auch über einen Prüfstand geschrieben, den er in Zusammenarbeit mit der TU Dresden entwickelt hat. Es ging darum, wie man Transportkisten auf Fahrradgepäckträgern langfristig testen kann. Basierend auf diesem Projekt haben die beiden dann ein Exist-Stipendium bekommen und konnten sich Vollzeit auf allpacka konzentrieren.
Ich kam dazu, als das vorläufige Produkt stand, im Oktober ‘23. Ich habe vorher BWL in Leipzig studiert, mit Fokus auf Finanzen und Entrepreneurship. Ich hatte einfach Lust, in einem innovativen Startup anzufangen und habe mich mit den Beiden direkt gut verstanden. Jetzt bin ich vor allem für die Themen Finanzen & Marketing zuständig. Lukas macht mit Dani viel Produktentwicklung und Lukas hat den Projektplan im Kopf. Er ist der Kopf, der alles zusammenführt. Gemeinsam haben wir dann in Vollzeit angefangen, die zweite Version zu bauen, die in Richtung eines fertigen Produktes ging. Unser Unternehmen haben wir im Mai in Leipzig angemeldet.
Habt ihr neben dem EXIST-Stipendium noch weitere Unterstützung bekommen?
Ja, hier in Sachsen gibt es ja das Technologie-Gründerstipendium. Das haben wir seit diesem Jahr. Davon werden unsere “Gehälter” übernommen, sodass wir uns in der Gründungsphase keine Sorgen darüber machen müssen, wie wir unsere Miete bezahlen. Das ist richtig genial.
Was macht Deutschland als Fahrradmarkt besonders?
Deutschland ist in Europa mit Abstand der größte Fahrradmarkt. Nur China ist größer, die USA ist ungefähr ähnlich groß wie Deutschland. Das liegt einerseits an der Masse an Menschen und andererseits auch daran, was die Leute für ihr Fahrrad ausgeben. Die Holländer:innen kaufen sich beispielsweise nicht unbedingt ein E-Bike für 3.000 Euro, sondern eben das Hollandrad, mit dem sie dann aber halt jeden Tag rumfahren. In diesen Lebensstil passen wir aber auch perfekt rein, weil die Holländer:innen mit ihrem Fahrrad eben alles im Alltag erledigen, was ja genau unser Ziel ist.
Wo seht ihr euch in der Zukunft?
Gerade sind wir erst einmal dabei, mit allpacka eine Marke aufzubauen. Wenn unsere Box dann erst einmal “auf der Straße fährt", ist das ja quasi Werbung für sich selbst. Mittelfristig möchten wir unsere allpacka-Boxen über den eigenen Web-Shop aber auch über lokale Fahrradläden im Einzelhandel verkaufen. Wir haben auch schon Ideen für weitere clevere Lösungen, die das Fahrrad aufwerten sollen.
Was würdest du Gründenden mit auf den Weg geben?
Es lohnt sich immer, sich mit Leuten zu connecten, die in einem ähnlichen Thema unterwegs sind, auch gerade gründen oder in der Vergangenheit schon etwas gegründet haben. Sie haben nämlich die ganzen Herausforderungen, die man gerade selber hat, schon mal durchlebt. Zudem ist das Startup-Umfeld meistens echt hilfsbereit, weil sie wissen, wie hilflos man sich bei manchen Themen fühlt, wenn so viele neue Dinge auf einen einprasseln. Austausch ist hier wirklich das Zauberwort.
Ihr findet allpacka spannend und möchtet die Idee unterstützen oder gleich eine exklusive allpacka-Box für euer Fahrrad erwerben? Am 3. September gibt es eine Crowdfunding Kampagne über Kickstarter. Die ersten Supporter:innen, die das Produkt kaufen, sind schon für circa 100 Euro dabei. Auf der Website von allpacka könnt ich euch bereits für die Kampagne anmelden, damit ihr zum Kampagnenstart informiert werdet.