Ihr möchtet Salat, Gurken und Tomaten anpflanzen, habt aber weder viel Platz und auch keinen grünen Daumen? Kein Problem! VE.PLANT aus Erfurt machen es mit ihrem schicken Pflanzsystem, das automatisiert funktioniert, möglich! Wir haben für euch mit zwei der drei Gründer:innen, Max und Nadine, gesprochen.
Wer steckt hinter dem Startup “VE.PLANT”?
Wir sind ein Gründungsteam aus drei Personen: Kristof, Nadine und ich, Max. Wir sind eine Ausgründung einer bestehenden Firma, Zebresel. Das ist eine Erfurter Agentur für digitale Medien. Wir bezeichnen uns als Innovationsagentur, da wir individuelle Softwarelösungen und Hardwarelösungen für Kunden anfertigen: Webseiten, Apps, aber Microcontroller oder Embedded Systems.Im Zuge dessen setzen wir auch immer wieder eigene Projekte um. So ist auch VE.PLANT entstanden.
Wer hatte die Idee zu VE.PLANT?
Uns ist es oft passiert, dass wir im Supermarkt Salat gekauft haben, der einerseits in so viel Plastik verpackt ist und zum zweiten schon nach zwei Tagen hinüber ist. In der Stadt oder generell in urbanen Regionen hat man jedoch nicht so viel Fläche zur Verfügung, um Salat oder generell Gemüse selbst anzupflanzen. Deswegen haben wir uns gedacht, dass es doch irgendeine Möglichkeit geben muss, das Ganze Indoor und möglichst platzsparend zu machen.
Die ursprüngliche Idee kam von Kristof und mir. Ich habe im Rahmen meiner Masterarbeit angefangen, die ersten Forschungen, Entwicklungen und Prototypen zu machen. Aus dem Team von Zebresel ist dann auch Nadine mit eingestiegen. Im Hintergrund gibt es neben uns dreien noch acht weitere Personen bei uns im Team, die auch an der Entwicklung beteiligt sind.
Welches Produkt bietet ihr an?
(c) VE.PLANT
VE.PLANT Pflanzsystem
So sieht ein vierstöckiges Pflanzsystem von VE.PLANT aus.
Ein vertikales, mehrstöckiges Pflanzsystem, in dem man alles anpflanzen kann. Wir haben uns vor allem auf Nutzpflanzen, also Gemüse wie Gurke, Tomaten, Paprika und Salat, spezialisiert. Wir möchten damit wirklich nachhaltige Lebensmittel schaffen, ohne Pestizide und mit relativ wenig chemischem Einsatz. Aktuell ist der einzige chemische Bestandteil der Dünger, weil wir da noch keine perfekte organische Lösung gefunden haben.
Der Vorteil, der sich bei VE.PLANT ergibt, ist, dass man immer nur so viel erntet, wie man gerade braucht. Fünf Salatblätter zum Mittagessen etwa. Der Rest wächst einfach weiter. So muss man dadurch auch nichts mehr wegwerfen. Das Gemüse kann man ganzjährig betreiben, so dass man über das Jahr verteilt mehrere Ernteperioden hat.
Mit einem vierstöckigen System kann man vier bis sechs Personen mehrmals wöchentlich autark ernähren. Pro Ebene gibt es sechs Pflanzen, also bei vier Stöcken sind das 24 Pflanzen
Welche Technik steckt dahinter?
Wir haben ein eigenes Mikrocontrollersystem entwickelt, das die Bewässerung, die Beleuchtung, die Umgebungstemperaturen, die Luftfeuchtigkeit, den Nährstoffgehalt des Wassers kontrolliert Anpassungen an den Beleuchtungs- oder Bewässerungsrhythmus werden automatisch vorgenommen. Nur das Füllen des Wasservorrats, etwa alle drei Monate (je nach Pflanzenart) muss man selbst machen, dafür bekommt man dann eine Benachrichtigung aufs Smartphone.
Seit wann seid ihr an dem Projekt dran und wann kommt ihr auf den Markt?
Inzwischen arbeiten wir seit 2020 an dem Projekt. Wir haben bereits ein funktionsfähiges Produkt. Das haben wir bei Pilotkund:innen wie dem Gartenbaumuseum oder der LEG Thüringen im Einsatz. Bei uns im Büro laufen sie schon seit mehr als zwei Jahren.
Der Grund, warum wir noch nicht verkaufen, ist die ausstehende CE-Zertifizierung für den verbauten Mikrocontroller. Wir haben es uns ehrlicherweise etwas einfacher vorgestellt, diese Zertifizierung zu bekommen. Das passiert hoffentlich bis Ende dieses Jahres.
Für welche Zielgruppe sind eure Pflanzsysteme gedacht?
Für jeden. Man braucht keine speziellen Anforderungen. Jede:r soll die Möglichkeit haben, zu Hause oder im Büro eigene Nutzpflanzen zu ziehen. Im ersten Schritt werden wir tatsächlich auf den B2B-Markt eintreten, da wir uns erstmal einen Namen machen wollen. Der zweite Schritt ist der B2C-Markt.
Gibt es bereits ähnliche Systeme auf dem Markt?
Auf jeden Fall. Hydroponics ist gerade ein Thema, das sehr präsent ist. Unser Alleinstellungsmerkmal ist, dass wir eine Kombination aus Ästhetik und Funktion sind. Unser System kann als eine Art Möbelstück integriert werden in bestehende Einrichtungen, etwa als Raumtrenner. Preislich sind wir außerdem für die Automatisierungsstufe, die wir anbieten, sehr günstig.
Wo sind gerade eure Chancen?
Unsere große Chance ist auf jeden Fall, das Umdenken für mehr Nachhaltigkeit zu schaffen. Das ist auch eins unserer größeren Ziele: mehr Aufmerksamkeit auf die Themen Lebensmittelverschwendung und Umweltverschmutzung zu lenken. Deshalb möchten wir in die Bildung an Schulen investieren. Sie sollen mit Fördergeldern die Möglichkeit haben, ein Pflanzsystem für den Schulunterricht und Workshops zu erwerben, damit die Schüler:innen schon früh für diese Themen sensibilisiert werden.
Wenn du Gründenden etwas mit auf den Weg geben könntest, was wäre das?
Auf jeden Fall einfach machen und nicht zu viel überlegen! Wenn ihr eine coole Idee habt, einfach ausprobieren und es auf euch zukommen lassen. Und sucht euch ein Team, das hinter der Idee steht. Es macht ganz viel aus, ob ihr euch mit Leuten darüber austauschen könnt oder Einzelkämpfer seid.
VE.PLANT sucht aktuell nach Impact-Investor:innen, um den ersten Einkauf zu finanzieren und ihr Bildungsprojekt umzusetzen. Ihr habt Lust, einzusteigen? Dann meldet euch bei [email protected].