Das Jenaer Startup entwickelt und vertreibt smarte Sensorlösungen, die unter anderem Daten zur Qualitätssicherung und Optimierung industrieller Prozesse bereitstellen. Im Interview erzählt Jörg von den Anfängen, den Herausforderungen und den Einsatzmöglichkeiten der Sensoren. Wir haben Jörg, den Gründer von Orbit Sensorfusion, zu seinen Erfahrungen und den technischen Innovationen im Bereich der Sensorik für euch interviewt.
Jörg, wie bist du auf die Idee gekommen, Orbit Sensorfusion zu gründen?
Die Idee entwickelte sich schon während meiner früheren Tätigkeiten, wo ich immer wieder mit sensorischen Messungen und Analysen zu tun hatte. Die Vision war, komplexe Messungen nicht mehr nur in großem Maßstab und mit teurer Labortechnik umzusetzen, sondern diese Technologie zugänglicher und vielseitiger einsetzbar zu machen. Ab 2019 konnten wir dann mit passenden Hardware-Optionen konkret beginnen.
Was genau hat dich inspiriert, einfachere Sensoren zu entwickeln?
Ein Schlüsselmoment war tatsächlich eine Dienstreise nach Brasilien. Dort erklärte mir ein Produzent, wie schwierig es ist, die Qualität von Nüssen nach der Ernte zu gewährleisten, insbesondere bei Lagerung in feuchten Umgebungen. Die Idee entstand, tragbare Sensoren zu entwickeln, die diese Qualität zuverlässig und kontinuierlich überwachen können.
Welche Daten können eure Sensoren erfassen?
Unsere Sensoren messen eine Vielzahl von Parametern: Temperatur, Feuchtigkeit, CO₂, flüchtige organische Stoffe und Lichtintensität, aber auch Luftdruck und Luftqualität. Darüber hinaus können sie Bewegungen und Vibrationen wahrnehmen. So entsteht ein umfassendes Bild der Umgebung, was für die Qualitätssicherung in Lagerhäusern oder Produktionsprozessen unerlässlich ist.
Wie können die Unternehmen dann auf diese Daten zugreifen?
Die Daten werden vor Ort gesammelt und über ein Gateway an eine Cloud-Datenbank übermittelt. Dort können unsere Kund:innen sie in Echtzeit abrufen, analysieren und visualisieren. Auf Wunsch gibt es auch Benachrichtigungen bei Grenzwertüberschreitungen, sodass schnell auf Abweichungen reagiert werden kann.
Gibt es Anwendungsbereiche jenseits der Lebensmittelbranche?
Ja. Wir sind besonders in der Industrie tätig. Denn hier bieten unsere Sensoren wertvolle Einblicke in die Zustände von Maschinen oder Produktionsanlagen, besonders bei älteren Anlagen, die oft noch manuell oder fast gar nicht überwacht werden. Für die Forstwirtschaft bieten wir ebenfalls Lösungen an, beispielsweise zur Überwachung von Wachstumsbedingungen in unterschiedlichen Bodenabschnitten.
Wie genau funktioniert euer Geschäftsmodell?
Unsere Kund:innen können die Sensoren und das zugehörige System entweder mieten oder kaufen. Zudem bieten wir eine Software-Infrastruktur und verschiedene Serviceleistungen zur Datenauswertung an. Damit sind wir flexibel und können spezifische Lösungen für individuelle Anwendungen entwickeln.
Wo siehst du die größten Chancen und Herausforderungen für Orbit Sensorfusion?
Unsere Technik bietet Unternehmen die Möglichkeit, Prozesse effizienter und nachhaltiger zu gestalten – das ist eine enorme Chance. Die größte Herausforderung sind die derzeit angespannten wirtschaftlichen Bedingungen, die viele Unternehmen vorsichtiger machen, wenn es um Investitionen in neue Technologien geht.
Gibt es ein besonderes Ziel für die nahe Zukunft?
Wir möchten unseren Einfluss im Bereich digitaler Zwillinge verstärken. Dafür arbeiten wir an Projekten, die Unternehmen datenbasierte Einblicke in ihre Produktionsprozesse ermöglichen und so zur Effizienzsteigerung beitragen.
Warum habt ihr euch für Jena als Standort entschieden?
Jena ist seit meinem Studium meine Heimat, aber auch beruflich sehr inspirierend. Die Nähe zu Forschungseinrichtungen, Universität und Fachhochschule macht Jena zu einem optimalen Standort, um Netzwerke zu bilden und neue Projekte umzusetzen.
Gab es Förderprogramme, die euch dabei unterstützt haben?
Ja, insbesondere in Thüringen gibt es hilfreiche Programme, wie beispielsweise Förderungen für innovatives Personal. So konnten wir das Team strategisch aufbauen und erste Projekte realisieren. Auch Beratungsangebote, wie z.B. vom ThEX, für Start-ups waren in der Gründungsphase wertvoll.
Was würdest du anderen Gründenden als Rat mit auf den Weg geben?
Wichtig ist der Antrieb, etwas verändern zu wollen. Man sollte einfach beginnen und auf Erfahrungen aufbauen. Netzwerke und der Austausch mit erfahrenen Kolleg:innen sind extrem wertvoll, um effizient und praxisorientiert Lösungen zu entwickeln, ohne sich in theoretischen Details zu verlieren.
Vielen lieben Dank für das nette Gespräch, Jörg, und weiterhin viel Erfolg mit Orbit Sensorfusion!