Seit Oktober steht Susanne Stump als Geschäftsführerin an der Spitze von futureSAX, der zentralen Innovationsplattform Sachsens. In den ersten Wochen ihrer Amtszeit tauchte sie tief in die internen Abläufe ein, führte Gespräche mit Partnern und Stakeholdern und traf wichtige Entscheidungen. Im Interview gibt sie Einblicke in ihre Anfänge bei futureSAX, ihre Vision für die Innovationsförderung in Sachsen und die Bedeutung von Kooperationen über Landesgrenzen hinaus. Dabei spricht sie auch über die größten Herausforderungen für Startups, ihre persönliche Begeisterung für Innovationsförderung und die Führungsphilosophie, mit der sie das Team und Netzwerk von futureSAX motivieren möchte.
Sie sind seit Oktober die Geschäftsführerin von futureSAX. Wie haben Sie die ersten Wochen in Ihrer neuen Rolle erlebt, und was waren die ersten größten Herausforderungen?
Die ersten Wochen waren sehr turbulent: Es standen direkt die ersten Veranstaltungen an, an denen ich aktiv beteiligt war, hinzu kamen viele Gespräche und Termine mit wichtigen Partner*innen und Stakeholdern. Parallel dazu stand und steht die Einarbeitung in interne Abläufe an, das Kennenlernen der Kolleg*innen und Vieles mehr. Es mussten bereits Personalentscheidungen getroffen und wichtige Abstimmungen mit dem Gesellschafter vorgenommen werden. Die größte Herausforderung ist dabei vor allem, gute Entscheidungen zu treffen, ohne die “Historie” zu kennen, die aber dafür oft wichtig ist.
Sie bringen Erfahrung aus Ihrer Tätigkeit bei Saxony5 und im Projektmanagement in verschiedenen Bereichen mit. Wie hilft Ihnen diese vielfältige Erfahrung in Ihrer neuen Position?
Das ist tatsächlich eine große Hilfe. Einerseits kenne ich dadurch bereits einige Partner, mit denen futureSAX zusammenarbeitet, andererseits sind mir Verwaltungsprozesse geläufig und ich bin mit der Zusammenarbeit mit Ministerien vertraut. Außerdem kann ich mir viele der unzähligen Abkürzungen schon ganz gut erschließen 🙂
Welche neuen Kooperationen oder Partnerschaften streben Sie an, um das sächsische Innovations Ökosystem zu fördern?
Ein enorm wichtiger Ansatzpunkt liegt in meinen Augen darin, “Kapital nach Sachsen zu holen”. Auch wenn Sachsen im Vergleich zu anderen Bundesländern vergleichsweise gute Investitionsquoten und (vor allem im Bereich der Wachstumsfinanzierung) große Investitionsvolumen vorweisen kann (hier liegt Sachsen derzeit auf dem 5. Rang in Deutschland), reicht es noch lange nicht. Gerade in diesem Bereich, in dem es um Vertrauen und gute partnerschaftliche Zusammenarbeit geht, sehe ich noch Bedarf für neue Kooperationen, die auch über die bundesdeutschen Grenzen hinausgehen. Zudem ist eine Vernetzung mit anderen Initiativen und Institutionen außerhalb Sachsens, die sich die Unterstützung der Gründungsszene oder des Innovationsökosystems auf die Fahne geschrieben haben, ein wichtiger Punkt - existieren für die Verwertung von Forschungsergebnissen, für Startups oder Unternehmen doch keine Landesgrenzen…
Sie waren vorher in leitender Funktion bei Saxony5 tätig, einem Transferverbund der sächsischen Hochschulen für angewandte Wissenschaften. Welche Bedeutung hat Ihrer Meinung nach der Wissenstransfer zwischen Hochschulen und Unternehmen für die regionale Innovationsförderung?
Der Transfer hat eine sehr große Bedeutung. Er bildet einerseits die Basis, dass (Steuermittelfinanzierte) Forschungsergebnisse bekannt gemacht und durch Lizenzierung, Patentierung oder bestenfalls durch Ausgründung in den Markt überführt werden. Andererseits leisten die Transferakteur*innen eine tolle “Übersetzungs- und Sensibilisierungsleistung”: Müssen viele Ergebnisse doch erst einmal verständlich aufbereitet werden, damit ein Unternehmen oder die Gesellschaft versteht, worum es geht. Außerdem geht es immer noch sehr darum, Forschende dahingehend zu sensibilisieren, dass sie von Anfang an über die Verwertung nachdenken.
Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen, denen sich Startups in Sachsen aktuell gegenübersehen?
In meinen Augen sind die etwas ungewissen politischen Rahmenbedingungen und eine “gewisse Wirtschaftsschwäche” ein Hindernis. Erfahrungsgemäß sehen die Startups politische Rahmenbedingungen aber oftmals gar nicht als Schwierigkeit. Hier geht es vor allem darum, das notwendige Kapital für die Skalierung ihrer Produkte und Dienstleistungen zu bekommen und die entsprechenden Kunden zu erreichen. Beides ist aber letztlich zu jeder Zeit eine Herausforderung.
Was begeistert Sie persönlich an der Innovationsförderung und der Arbeit mit Startups und jungen Unternehmen?
Mich begeistert jedes Mal das tolle Mindset der Akteur*innen - egal ob Gründer*in, Kapitalgebende, etabliertes Unternehmen oder Transferakteur*in: Wenn es um Innovation und /oder Gründung geht, wollen alle etwas bewegen, sind motiviert und brennen für ihre Ideen. Hier wird lösungsorientiert gedacht - ohne bestehende Probleme außer Acht zu lassen. Diese Art zu denken und zu handeln, ist sehr ansteckend und trifft “meinen Nerv”.
Welche Führungsphilosophie bringen Sie in Ihre neue Rolle bei futureSAX ein, und wie möchten Sie das Team und das Netzwerk motivieren?
Wertschätzung, uneingeschränktes offenes Denken, das Nutzen von Gestaltungsspielräumen und der Umgang auf Augenhöhe, das sind einige Aspekte, die mir in der Führung sehr wichtig sind. Gepaart mit einem angenehmen Arbeitsklima und dem Bewusstsein, dass die eigene Arbeit einen wichtigen Beitrag leistet, ist ein sehr guter Grundstein für Motivation gelegt. Und Sie kennen sicher das Sprichwort: “Wer selbst brennt, kann Feuer in anderen entfachen”. Daher denke ich, dass wenn wir als Team das richtige Mindset haben, mit Engagement und Qualität vorangehen, dann motiviert das auch die Community. Und für die Community gelten für mich die gleichen Prämissen wie für das Team
Wo sehen Sie futureSAX und die sächsische Innovationslandschaft in den nächsten fünf Jahren?
futureSAX ist für die sächsische Innovationslandschaft weiterhin ein unverzichtbarer Partner, der sich zu einer Innovationsagentur entwickelt hat und Sachsen umfassend sowohl regional als auch überregional unterstützt. Mit unserem wertvollem Netzwerk, den unterschiedlichen qualitativ hochwertigen Veranstaltungsformaten, einem hochinteressanten Informations- und Datenpool sind wir ein wichtiger Wissensträger für Politik, Gründer*innen, Transferakteure, Kapitalgebende und Unternehmen. Sachsen ist durch das Wirken der vielen hoch engagierten Akteur*innen, gute Innovationspolitik, interessante finanzielle Unterstützung und durch unseren Beitrag einer der Top 5 Innovationsstandorte in Deutschland, der auch langsam in Europa an Bekanntheit gewinnt - das ist ein Ziel, für das ich mich sehr gern einsetze.
Vielen Dank für das interessante Interview Frau Stump und viel Erfolg weiterhin!