Der Weg in die Selbstständigkeit ist mit vielen Herausforderungen verbunden – von der Finanzierung über bürokratische Hürden bis hin zu strategischen Entscheidungen. Ein professionelles Gründungscoaching kann helfen, Stolpersteine zu vermeiden und gut vorbereitet zu werden.
Wir haben mit Franziska Hillmer von einfallZreich aus Hettstedt über die wichtigsten Aspekte des Gründungsprozesses, die häufigsten Herausforderungen für angehende Unternehmer:innen und den staatlichen Gründungszuschuss gesprochen. Denn viele Menschen tragen die Idee einer Selbstständigkeit mit sich herum, wissen aber oft nicht, welche Unterstützung sie in Anspruch nehmen können.
Franzi, wer kann dein Gründungscoaching nutzen?
Grundsätzlich richtet sich das Coaching an Personen, die entweder bereits arbeitslos sind oder in absehbarer Zeit von Arbeitslosigkeit bedroht sind. Das betrifft nicht nur Menschen, die gekündigt wurden, sondern auch diejenigen mit befristeten Verträgen oder Personen, deren Unternehmen Stellen abbaut. Ein wichtiger erster Schritt ist es, bei der Arbeitsagentur den sogenannten Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein (AVGS) zu beantragen.
Was genau ermöglicht dieser Gutschein?
Der AVGS finanziert ein individuelles Gründungscoaching, zum Beispiel mit mir. Dabei geht es nicht nur um die Erstellung eines Business- und Finanzplans, sondern auch um eine umfassende Vorbereitung auf die Selbstständigkeit. Wir sprechen dabei über organisatorische Herausforderungen, klären steuerliche und rechtliche Fragen und entwickeln eine Strategie für den erfolgreichen Markteintritt.
Neben dem Coaching gibt es auch den Gründungszuschuss. Kannst du erklären, wie dieser funktioniert?
Ja. Der Gründungszuschuss kann von der Agentur für Arbeit gewährt werden. Hierfür ist ein Antrag auf Gründungszuschuss zu stellen, wofür auch Businessplan, Finanzplan und Tragfähigkeitsbescheinigung eingereicht werden müssen. Er besteht aus zwei Phasen. In der ersten Phase erhalten Gründer:innen für sechs Monate einen Betrag in Höhe ihres bisherigen Arbeitslosengeldes plus 300 Euro monatlich als Zuschuss. Das Geld dient nicht der Unternehmensfinanzierung, sondern der persönlichen Absicherung. Denn in den ersten Monaten nach der Gründung haben viele noch keine stabilen Einnahmen.
Nach diesen sechs Monaten gibt es die Möglichkeit, in die zweite Phase zu wechseln. Dann können für weitere neun Monate monatlich 300 Euro zur Deckung von Sozialversicherungsbeiträgen beantragt werden.
Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um den Zuschuss zu bekommen?
Mensch muss mindestens 150 Tage Anspruch auf Arbeitslosengeld haben. Außerdem darf die Selbstständigkeit erst nach Bewilligung des Zuschusses offiziell starten.
Wichtig: Viele wissen nicht, dass eine bereits vollzogene hauptberufliche Gründung dazu führen kann, dass der Antrag abgelehnt wird. Deshalb ist es so wichtig, sich frühzeitig zu informieren! Es ist allerdings möglich, bereits eine nebenberufliche Tätigkeit angemeldet zu haben. Diese darf hinsichtlich des zeitlichen Aufwandes nicht mehr als 15 Stunden umfassen.
Welche Hürden erleben angehende Gründer:innen auf dem Weg in die Selbstständigkeit am häufigsten?
Neben den formalen Aspekten ist die größte Herausforderung oft die mentale Einstellung. Viele haben Angst zu scheitern – oder unterschätzen den Aufwand der Kundengewinnung. Besonders das Thema Akquise ist für viele eine große Hürde.
Wie unterstützt du sie in deinem Coaching dabei?
Ein großer Teil des Coachings besteht darin, realistische Erwartungen zu entwickeln. Wir erstellen Umsatzkalkulationen, analysieren den Markt und sprechen über Herausforderungen wie Kundengewinnung oder Preiskalkulation. Außerdem geht es darum, Selbstbewusstsein zu entwickeln – denn wer seine eigenen Leistungen nicht gut verkaufen kann, wird es schwer haben.
Welche Gründungen sind dir bisher besonders in Erinnerung geblieben?
Eine meiner Kund:in nen war zum Beispiel die einer Klinikmanagerin, die sich mit über 50 Jahren als Interimsmanagerin selbstständig gemacht hat und später einen eigenen Pflegedienst gründete. Sie hatte jahrelange Erfahrung, aber lange gezweifelt, ob sie es alleine schaffen kann. Heute führt sie ihr Unternehmen erfolgreich.
Auch ein weiterer Gründer aus Lutherstadt Eisleben ist ein gutes Beispiel: Er hatte schon einmal ein Unternehmen, musste es aber aufgeben. Mit einem neuen Konzept und einer klaren Strategie hat er sich nun wieder erfolgreich am Markt positioniert.
Was würdest du Menschen raten, die über eine Gründung nachdenken?
Der wichtigste Schritt ist, sich gut vorzubereiten und Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Gerade die Förderprogramme der Agentur für Arbeit bieten eine große Chance, um die ersten Monate ohne finanziellen Druck zu überstehen. Wer gut vorbereitet ist, hat eine deutlich höhere Erfolgschance.
Viele wissen gar nicht, dass es solche Förderungen gibt. Deshalb mein Tipp: Frühzeitig informieren und keine Angst haben, sich beraten zu lassen!
Vielen lieben Dank für die wertvollen Tipps!
Liebe Leser:innen, wir können euch das Gründungscoaching von Franzi wärmstens empfehlen, da sie mit Leidenschaft und Herzblut Gründer:innen unterstützt (zu ihren Referenzen gelangt ihr hier).
SMD-Insider-Tipp: Am 3. April habt ihr die Möglichkeit, Franzi bei diesem AfterWork-Event in Halle persönlich zu treffen und euch auszutauschen.