Quelle: Coachwhisperer GmbH
Der Coachwhisperer ermöglicht als Intercom-Lösung eine zielgerichtete Kommunikation zwischen Coach und Mannschaft.
Ob Klopp, Magath oder Mourinho – tobende Trainer am Spielfeldrand sind Teil des Sport-Spektakels. Ihre verzweifelten Versuche, der Mannschaft über weite Distanz Kommandos zu geben, erzeugen Bilder fürs Fernsehen über die wir schmunzeln. Ein Startup aus Jena möchte ihnen nun unter die Arme greifen und mit ihrem Coachwhisperer die Coach-Player-Interaktion auf ein neues Level heben.
Der Fall Christian Eriksen
Am 12. Juni 2021 trifft die dänische Fußball-Nationalmannschaft bei der EM 2021 im ersten Gruppenspiel auf Finnland. Es ist die 43. Spielminute, da kollabiert plötzlich der 29-jährige dänische Stürmer Christian Eriksen aus heiterem Himmel und bleibt regungslos auf dem Boden liegen. Herzstillstand. Die Partie wird unterbrochen; medizinische Fachkräfte eilen zur Stelle und beginnen mit Wiederbelebungsmaßnahmen.
Wenige Minuten Herzmassage und der Einsatz eines Defibrillators holen den Stürmer zurück ins Leben. Etwa 30 Sekunden später öffnet Eriksen wieder seine Augen. Ein bewegender Moment, denn im Alltag sind bei solchen medizinischen Notfällen die Erfolgsaussichten deutlich geringer. Anschließende Herz-Untersuchungen ergeben, dass die Herzattacke bei Eriksen durch eine Herzrhythmusstörung ausgelöst wurde. Hätte sein Herzstillstand lediglich durch das Wissen seiner Arrhythmie verhindert werden können?
Solche Ereignisse sind keine Einzelfälle, denn immer wieder brechen junge Topathlet:innen scheinbar grundlos zusammen. Mögliche Ursachen gibt es viele; und gänzlich verhindern lassen sich solche Notfälle wohl nicht – vorbeugende Maßnahmen treffen dagegen schon. Eine Lösung bietet das Startup Coachwhisperer.
Für den vollen Überblick auf dem Spielfeld
Philipp Zacher, Co-Gründer von Coachwhisperer, hat eine Leidenschaft für Sport. Sein Vater gab ihm die Begeisterung für den Fußball weiter, zur Faszination für Basketball fand er selbst. In den Jahren als Sportler erkannte er ziemlich schnell die Herausforderung für seine Trainer, jeden einzelnen Spieler aus der Mannschaft und seine Verfassung rundum im Blick zu behalten. Zeitmangel und häufige Trainerwechsel ließen während des Trainings und auf dem Spielfeld die Bedürfnisse der Spieler zu kurz kommen.
Der studierte Sportlehrer suchte für diese Herausforderung nach einer Lösung, und fand sie 2015 im Coachwhisperer. Eine Live-Kommunikationslösung, die eine individuelle Auswahl innerhalb des Teams ermöglicht. Er ermöglicht Coaches, über sogenannte Hearables mit einzelnen Spieler:innen, individuellen Gruppen oder der gesamten Mannschaft zu kommunizieren und individuelles Feedback zu geben.
Zusätzlich ergänzt wird der Coachwhisperer durch ein integriertes Live-Monitoring-System. Neben der Sprechfunktion ermöglicht er nämlich die Erkennung von Vitaldaten wie Herzrate, Sauerstoffsättigung, Belastungszonen und Blutdruck. Herzkrankheiten lassen sich somit frühzeitig bemerken und in den Trainingsalltag integrieren. Medizinische Notfälle, wie der von Christian Eriksen bei der EM 2021, könnten womöglich verhindert werden.
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Mit der Anwendung behält der Coach seine Spieler:innen und das Team durchgängig im Blick und kann situationsbedingt kommunikativ reagieren.
Die Anwendung ist dabei denkbar einfach, wie uns Philipp erklärt.
„Die Spieler tragen unser innovatives Hearable, welches über ein Blutgefäß im Ohr live Herzrate, Sauerstoffsättigung, Belastungszonen und sogar den Blutdruck misst. Dieser ist mit einem Tracker verbunden, den die Spieler in unserer Weste tragen und der zusätzlich Bewegungsdaten misst. Diese sind mit der Coach-App verbunden, über die der Trainer die Live-Kommunikation mit den Spielern individuell steuern kann. Dabei kann er einzelne Spieler, individuell wählbare Gruppen oder die ganze Mannschaft ansprechen. In der App werden dem Trainer außerdem die Vitaldaten des Spielers übermittelt.“
Für den Coachwhisperer geht es zunächst ins Training
Mit dem Coachwhisperer möchten Philipp und sein Team die Sportwelt revolutionieren. Ausgewählte Bundesligisten sind daher schon für das Beta-Testing mit dem Jenaer Startup im Gespräch. Mit dem Fußball-Verein und Regionalligisten ihrer Gründungsstadt, dem FC Carl Zeiss Jena, arbeitet Coachwhisperer bereits zusammen.
Ihr Produkt beschränke sich jedoch nicht auf einzelne Sportarten, sondern sei für viele Anwendungsfelder denkbar. Ob Fußball, Cricket, Rudern oder Leichtathletik – derCoachwhisperer kann für jede Coach-Player-Interaktion verwendet werden. Außerhalb des Sports ist der Coachwhisperer ebenfalls als reine Kommunikationslösung denkbar.
Fußball bleibt trotzdem die Sportart, durch die der Coachwhisperer sein ganzes Potenzial ausschöpfen kann.
„Im Football gibt es bereits Kommunikationslösungen, diese laufen allerdings über Funk. Somit können Spieler nicht individuell angesprochen werden. Der Funksprecher ist im Helm der Spieler verbaut, was in Sportarten wie dem Fußball nicht denkbar ist. Für das Vitaldatentracking werden aktuell primär Brustgurte eingesetzt. Diese sind allerdings hinderlich bei der Ballannahme, weshalb Trainer und Spieler sie nicht gerne einsetzen. Im Vergleich zu unserem System sind diese System zudem viel ungenauer, und bieten keine Möglichkeit zur Langzeitdiagnostik. Unsere Kombinationslösung aus Live-Kommunikation und Monitoring ist einzigartig, weshalb wir bereits unser Patent angemeldet haben.“
Gründen ist Teamsport
Ein Team setzt sich gemeinsame Ziele, es gibt Regeln, vollen Einsatz und Erfolge. Gründen ist Teamsport. Philipp begab sich daher auf die Suche nach einer starken Mannschaft. Er suchte sich einen Programmierer und eine UX-Designerin und gemeinsam stellten die drei einen erfolgreichen EXIST-Antrag. Die Gründung erfolgt am 1. April 2021 in Jena. Im selben Jahr gewinnt das Startup mit “Getstarted2gether” den größten Thüringer Technologiewettbewerb. Aus der Vision wurde Realität – und aus einem Spieler mittlerweile eine 15-köpfige Mannschaft.
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Der routinierte Doppelsturm, welcher die Mannschaft motiviert und entschlossen führt: die beiden Gründer Philipp Zacher (links) und Julian Pascal Then (rechts).
Coachwhisperer muss nun überzeugen; nicht auf dem Spielfeld, aber vor Investor:innen. Die Entwicklung der App ist abgeschlossen, nun sucht das Tech Startup nach neuem Kapital von rund einer Millionen Euro für eine Anschlussfinanzierung.
Gelingt ihnen der Aufstieg, könnte künftig jede/r Athlet:in durch den Coachwhisperer die Zuwendung bekommen, die sie/er benötigt. Dann steht 2030 auch der deutschen Nationalmannschaft dem nächsten Weltmeistertitel nichts mehr im Weg. Auf die Frage, welchen Spieler wir bis dahin unbedingt im Blick behalten sollten, antwortet Philipp mit:
„Youssoufa Moukoko. Im FIFA-Kader auf der Playstation darf er noch fehlen, doch in Zukunft sollte ihn jeder auf dem Zettel haben. Er wird auch abseits des virtuellen Spielfeldes den ein oder anderen entscheidenden Scorerpunkt machen. Ich verfolge seinen Werdegang seit seiner Zeit bei St. Pauli und bin davon überzeugt, dass er zukünftig auch für unsere Nationalmannschaft der Unterschiedsspieler sein kann.“